Seit August ist in der ehemaligen Straußwirtschaft der Familie Günther in Eich in der Aussiedlung Sandhof neues Leben eingekehrt. Jeanette und Reiner Schmitt, die zuvor 13 Jahre die Bürgerstube in der Gemeindehalle in Hamm betrieben haben, übernahmen die Lokalität. Wir wollten und vor Ort von der Qualität überzeugen.

Reiner Schmitt wäre eigentlich schon im Ruhestand. Seit 23 Jahren ist er bereits Gastronom, doch er kann der Küche nicht fernbleiben. Nun kocht er in Eich, während Jeanette Schmitt für den Ausschank zuständig ist.

Die kleine Location besitzt nur acht Tische im Innenbereich und ist von Donnerstag bis Sonntag geöffnet. Bekannt war und ist der „Sandhof“ gerade unter Radfahrern, sodass im Sommer hier Hochbetrieb herrscht. Im Winter ist eher low level angesagt. Als Restauranttest bot sich daher die aktuelle Jahreszeit an, um ohne Reservierung, alles auf sich wirken zu lassen.

Nach einer freundlichen Begrüßung, durften wir uns einen Tisch aussuchen. Es war herbstlich dekoriert. Für unseren Geschmack war die Menge an Deko, Bildern und Uhren etwas viel. Es gab ebenso viel historische Uhren, wie Tische, wenngleich jede eine andere Uhrzeit zeigte. Aber das ist ja bekanntlich subjektiv.

Als Karte wurde uns ein laminiertes Din A4-Blatt gereicht, auf dessen Vorderseite das Essen und der Rückseite die Getränke standen. Wir wurden informiert, dass es sich um eine vorläufige Karte handelte und eine umfangreichere geplant ist, da zum aktuellen Zeitpunkt nur eine vorläufige Konzession vorlag.

Zusätzlich gab es noch Zigeunerschnitzel, Hackbraten gefüllt mit Schafskäse, Kohlrabi und Kartoffeln und weitere kleine Gerichte, die der Koch und Inhaber uns persönlich vorstellte.

Dass es eine vorläufige Karte war, war wohl auch der Grund dafür, dass auf der Getränkeseite als Weinangebot eine Zeile stand, in der Rot-, Weiß- und Roséweine mit 4€ ausgepreist waren. Hinsichtlich dieser „Auswahl“ hatten wir zunächst Bedenken. Auf Nachfrage wurden wir jedoch aufgeklärt, welche Weine im Ausschank waren. So hatten wir die Auswahl zwischen drei verschiedenen Rotweinen und diversen Weißweinen. Auf Wunsch wurden uns auch die Weingüter genannt. Als positiver Punkt sei angemerkt, dass hier auf lokale Weingüter, nämlich das für unsere Kenntnis nach gute Weingut Becker aus Mettenheim, zurückgegriffen wurde und wie sich später herausstellte, auf das ebenso gute Weingut Hartmann aus Worms. Die befürchtete geringe Auswahl an Getränken konnte nicht bestätigt werden. Allerdings wäre es wünschenswert, von Beginn an eine Karte mit den angebotenen Weinen zu haben. So umgeht man der Situation, den Chef dazu fragen zu müssen, der sich hier kaum auskannte und auf die weibliche Hilfe seiner Partnerin zurückgreifen musste.

Beim Wein haben wir uns für einen trockenen Spätburgunder entschieden. Für 4€ wurden 0,2l ausgeschenkt. Auch wenn der Rotwein sehr gut bei uns ankam, mussten wir noch einmal nachhaken. Denn wie sich herausstellte war dies kein, wie angekündigt, Spätburgunder, sondern ein Cuvée aus Spätburgunder und Dornfelder. Zudem stammte dieser Tropfen nicht aus dem Weingut Becker, sondern aus dem bereits benannten Weingut Hartmann aus Worms. Missverständnisse, wie diese, hätten sich durch eine, in kurzer Zeit getippten und ausgedruckten, Getränkekarte vermeiden lassen.  Wobei, das sei angemerkt, der Dornfelder eine Rebsorte ist, die ich eigentlich nie, auch nicht in Kombination mit Spätburgunder bestellen würde, mich überzeugte. Das Cuvée aus den beiden Rebsorten, die auch als Hauswein bezeichnet wurden, war in dieser Preisklasse der beste Wein, den wir als Rotwein in unseren Gastronomietests verkosten durften. Ebenso gut war der, vom Weingut Becker aus Mettenheim, bestellte Weißburgunder überzeugend. So wurden wir von der Qualität für die geringe, unübersichtliche Auswahl an Weinen entschädigt. Hier haben die Inhaber bei der Auswahl ein gutes Händchen bewiesen. Positiv fiel uns zudem auf, dass die Weine in sehr ansprechenden und vor allem voluminösen Gläsern kamen, und anstelle eines einfachen Deckels, kleine herbstliche Servietten als Untersetzer gereicht wurden. Dies ist gerade in einer Lokalität, wo man einfaches Niveau erwartet, nicht selbstverständlich. Zwei kleine Randnotizen sollten nicht unerwähnt bleiben: Auf der Rechnung war ein Wein mit 4€, der andere mit 4,50€ ausgezeichnet. Das war zwar preislich gerechtfertigt, allerdings in der Karte anders ausgeschrieben. Das Wasser zu 4,80€ kam in einem Tonkühler.

Als Vorspeise dachten wir über ein Handkästatar nach. Allerdings folgten wir der Empfehlung des Chefs, der uns vorgeschlagen hatte, eine Variationsplatte von Vorspeisen zu machen. Dieser Vorspeisenteller für zwei Personen zu 12,80€ beinhaltete zwei Schälchen Handkäs mit Musik, ein Schälchen mit Handkästatar, ein Schälchen mit hausgemachtem Wurstsalat und ein Schälchen mit Quark. Garniert war das Ganze mit Gurke und Tomaten.

Der Handkäs mit Musik, wie auch das Handkästartar, waren angenehm mild, so dass es durchaus für Nicht-Handkäs-Fetischisten essenswert war. Zudem war der Handkäs gut gezogen und im perfekten Verhältnis zum Kümmel. Das Topping bestach zudem durch seine Optik, da es aus Kümmel, Cashew-, Walnuss- und Haselnusskernen bestand. Ebenfalls war der Wurstsalat mit Käse, Gurken, Paprika, Zwiebeln und Kräutern gut durchgezogen. Das noch warme, selbstgebackene Chiabattabrötchen rundete das Ganze ab.  Die für uns individuell zusammengestellte Vorspeisenplatte, war allerdings sehr mächtig und sättigend, so dass wir nicht alles aufessen konnten. Sie allein würde durchaus für eine Person mit mittlerem Hunger als Einzelgericht ausreichen. Wir empfehlen diese sehr gerne weiter.

Als Hauptspeise wählten wir den Hackbraten gefüllt mit Feta und mit Kohlrabi. Aufgrund der Größe der Vorspeise haben wir die Kartoffeln nicht bestellt. Zweiter Hauptgang war Cordon bleu zum Preis von 15,80 € mit Steakhouse Pommes und bunten Salat.

Nach unserer Bestellung ist der Chef dann in die Küche gegangen und hat das Schnitzel geklopft. Aufgrund der offenen Küchentür konnten wir beobachten, wie er es frisch zubereitet und panierte. Dabei entging uns nicht, dass die Küche sehr sauber aufgeräumt und strukturiert war.  Jedoch hat wohl die offene Küchentür dazu geführt, dass wir bei Betreten des Lokals schon einen relativ unangenehmen Geruch wahrnehmen mussten, der nach unserem Geschmack, auch während unseres Aufenthalts zu penetrant in der Luft lag. Dies führte hier leider zu einem Punktabzug beim Ambiente. 

Vor dem Hauptgang kam der Beilagensalat. Dieser wurde in einer Größe serviert, der in anderen Restaurants bei einer Radtour als Hauptspeise genügen könnte. Der Salat bestand aus grünem Salat mit Eiern, Radieschen, Tomaten und Nüssen. Dazu gab es Kartoffelsalat, Krautsalat und selbstgemachtem Selleriesalat. Dieser bestand aus gewürfelter Sellerie und Zwiebel mit einem leckeren Dressing, was das Highlight des Beilagensalates war.

Der servierte Hackbraten war eindeutig selbst gemacht und hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit einen hohen Rindfleischanteil. Dadurch war er im Vergleich zu den bisher verköstigten Hackbraten sehr fest, geschmacklich aber dank der ausgewogenen Gewürzmischung gut. Er war mit Fetakäse gefüllt und mit einer sehr leckeren Soße übergossen. Hier wurde nicht unnötig gespart. Besonders lecker war die Soße zu den Kohlrabi, die in Stücke geschnitten und vielleicht ein wenig zu bissfest waren.

Der zweite Hauptgang bestand aus in der Pfanne gebratenen Cordon bleu mit einer schönen, knusprigen Panade. Optisch und von der Menge war das Gericht gut, allerdings überzeugte uns weder das Fleisch, das etwas trocken war, noch der Käse. Dieser hätte mehr sein können und lief auch nicht, wie erhofft, beim Anschneiden heraus. So waren wir von dem Cordon bleu etwas enttäuscht. Die dazu gereichten Pommes wurden auf einem großen Vorspeiseteller geliefert und waren in Steakhouse-Qualität, wodurch man richtig satt werden konnte. 

Insgesamt haben wir hier eine Art „Mutters Küche“ mit vielen hausgemachten und guten Komponenten erlebt. Es war deutlich, dass der Koch sein Leben lang diesen Beruf ausgeübt hat und deshalb auch seine Highlights bei seinem neuen Projekt in Sandhof eingebracht hat. Der Salat und die Vorspeisenvariationen haben uns überzeugt, das Fleisch nur bedingt.

Aufgrund der üppigen Vorspeiseplatte, mit dem Wissen, noch Hauptgänge speisen zu wollen, konnten wir kein Dessert mehr essen. Da auf der Karte allerdings auch keines angeboten wurde, fragten wir nach und bekamen Walnusseis mit Eierlikör oder Baileys genannt.

Blicken wir noch einmal auf den Service. Dieser war sehr zuvorkommend. Es waren drei Mitarbeiter für drei besetzte Tisch anwesend, so dass man sich gut um uns kümmerte. Auch unser wackelnder Tisch entging der Frau, die für die Getränke zuständig war, nicht und behob dies sofort mit Bierdeckeln. Nach der Vorspeise wurde der Tisch feucht abgewischt. Bedauerlich war, dass es aufgrund der nicht vorhandenen richtigen Karten Missverständnisse gab. Wir wurden nicht nur auf die Highlights, der mindestens einmal im Monat stattfindenden Schlachtfeste in Buffetform zu einem Preis von 18,50€ hingewiesen, sondern auch auf die typisch für November geplanten Gänsebuffets. angeboten werden zu einem Preis von 18,50€

Wir sind gespannt ob sich nach den ersten drei Monaten hinsichtlich Karte, die als bezeichnet wird, etwas ändert und würden uns bei einem erneuten Besuch über eine richtige Getränkekarte freuen. Insgesamt ist „Zum Sandhof bei Schmitty“ auf dem Niveau eines Fahrradausflugs- und Wanderlokals, das man auch im Winter oder zu den Spezialitätenbuffets besuchen kann. Es ist schön, dass sich hier für Familie Günther, die die Straußwirtschaft auf dem Sandhof ins Leben gerufen haben, auch eine Nachfolge ergeben hat. Leider muss viel zu häufig wegen Personalmangel in der Gastronomie solche Lebenswerke beendet werden.

Text/Bilder: Wonnegauer Magazin