Stadtbürgermeister Thomas Goller sprach mit dem Wonnegauer Magazin über seine Liebe zu seinem Heimatort und dem neuen Buch „Osthofen – Gestern – Heute – Morgen: Ein Rundgang durch die Geschichte“, das er zusammen mit Dr. Brigitte Kazenwadel-Drews geschrieben hat.

Früher konnte er sich nie vorstellen, eines Tages Bürgermeister zu werden. Doch als die Fusion der VGs Osthofen und Westhofen im Raum stand, wurde Thomas Goller von der SPD gefragt, ob er sich zur Verfügung stellen würde. Wer würde sich besser als Bürgermeisterkandidat eignen, als ein Mensch, der in Osthofen aufgewachsen ist, sich im Ort einbringt, engagiert und Zukunftsvision hat? Goller, der auch Vorsitzender des Kulturnetzwerks in Osthofen ist, vereint diese Dinge.

„Bürgermeister sein macht dann Spaß, wenn man etwas gestalten kann …“, findet Thomas Goller, der seit 2014 im Amt ist, „… und auch erkennt, dass man das, wofür man hart arbeitet, Sinn hat.“ Das ist im ganz gut gelungen, wenn man sich in Osthofen umschaut. Vieles wurde angestoßen und zum Teil bereits umgesetzt, wie zum Beispiel der Platz an der kleinen Kirche. Dieses Projekt war seines Erachtens gleichzeitig eine Initialzündung für die Stadtentwicklung, da auch im Zuge dessen das Alte Rathaus wieder revitalisiert und die alte Kirche renoviert wurde. Zudem wurde der Anbau gemacht, in dem unter anderem die Touristeninformation drin ist. Die Menschen, so nimmt Goller es wahr, nehmen diese positiven Veränderungen an und gehen mit einem anderen, womöglich schöneren Lebensgefühl durch ihre Heimatstadt. Kultur war und ist ihm ein großes Anliegen, eng verknüpft mit dem Wirgefühl und der Verbundenheit zum Wohnort. Nachdem das alte Winzerfest eingeschlafen war, wurde die Weinmeile aus dem Boden gestampft, die Jahr für Jahr auch viele Menschen aus ganz Rheinhessen anlockt. Auch als solche Großveranstaltungen aufgrund Corona schwer durchzuführen waren, fand Osthofen mit seinem Bürgermeister Wege, um trotzdem zu zeigen, dass man Gründe zum Feiern hat und niemand allein ist. So wurde eine Onlineveranstaltung umgesetzt, bei der jeder teilnehmen und Teil des Events sein konnte.

Eine Schwierigkeit besteht sicherlich heutzutage darin, dass die Kommune immer mehr Aufgaben, aber nicht unendlich mehr Geld zur Verfügung hat. Doch eine Stadt kann nur in die Zukunft schreiten, wenn sie im Wandel bleibt und Dinge, die angestoßen wurden durchgezogen werden. Eines dieser Mammutprojekte, die die Vergangenheit mit der Zukunft verknüpft, ist das Schillgelände. Einige erinnern sich sicherlich noch an die Ausstellung im Landhotel „Zum Schwanen“ 2015, wo es um die Stadtentwicklung ging. Hier wurden nicht nur Bürger sehr nah in die Ideenentwicklung mithineingenommen, sondern auch 50 Studenten der TU Kaiserslautern, die ihre Konzepte für Osthofen vorstellten und mit den interessierten Besuchern diskutierten. Darunter auch das große Thema: Soll der Malzturm abgerissen werden oder nicht? 2016 startete die erste Stufe dieses Projektes und es wird voraussichtlich bis 2030 dauern, bis alles dieses nichtindustrielle Bauvorhaben auf dem Schillgelände umgesetzt ist.

Ziel bei den Stadtentwicklungskonzepten ist es, die Innenstadt aufzuwerten, gleichzeitig Innen- vor Außenentwicklung zu betreiben, damit man das vorhandene Potential mit dem Ziel anhebt, dass möglichst viele Leute in der Innenstadt sind und diese nutzen. Das wirkt sich natürlich auf die Geschäftswelt aus, die darauf angewiesen ist, dass es Laufkundschaft gibt. Wenn man es durch eine sinnvolle Strukturierung und Umsetzung der Konzepte schafft, nicht nur Geschäfte zu unterstützen und zu erhalten, sondern attraktiv für Laden-Neuansiedlungen wird, dann erhöht das die Lebensqualität aller Osthofener und auch umliegender Orte, deren Bürger nach Osthofen kommen. So greifen viele Räder ineinander, die der Bürgermeister und der Gemeinderat stetig vor Augen haben müssen. Da ist es gut, dass es immer wieder Projekte gibt, die nach und nach zum Abschluss kommen, um zu sehen und zu zeigen, wie wertvoll diese Arbeit für Osthofen ist. Demnächst wird der neue Platz vor der Sparkasse und der Volksbank fertiggestellt. Auch hier gab es, wie bei vielen neuen Ideen, kritische Stimmen. Doch lässt sich Leidenschaft selten im Zaum halten und führt oftmals zu konstruktiven Gesprächen und Ideen. Schon jetzt zeigt sich, dass der Platz in seiner großen Umsetzung bereits jetzt funktioniert, obwohl die Begrünung erst im nächsten Jahr kommt, um ihn endgültig fertigzustellen. Wenn die Sonne scheint, ist er belebt: Kinder spielen, Menschen genießen ihren Kaffee und der neue Mittelpunkt in Osthofen zeigt sich von seiner munteren Seite. „Es ist wichtig, dass man Menschen zusammenbringt. Und das gelingt in Osthofen wirklich gut.“ Thomas Goller freut sich darüber, wie Osthofen sich entwickelt und nicht nur der Ort, sondern auch die Menschen mitwachsen und über Plätze und Veranstaltungen zueinanderfinden. Es zeigt sich an vielen Stellen, dass die Osthofener motiviert sind, diese Entwicklung mitzugehen, und eine positive Dynamik ist in der Stadt erkennbar. Dies zeigt sich an vielen Arten der Unterstützung, wie zum Beispiel der neuen Skaterbahn. Hierfür wurde ein Crowdfunding ins Leben gerufen, bei dem sich über 150 Leute, die sogar zum Teil nicht in Osthofen leben, engagiert haben. Auch Mitmachaktionen, wie der Dreck-weg-Tag erfährt rege Beteiligung von Osthofener für Osthofen. Darüber freut sich Bürgermeister Goller sehr: „Ich sehe, dass die Leute gerne kommen und sich das herumspricht.“ 

Kulturell bietet die Stadt nicht nur Veranstaltungen, wie die Weinweile, Musik im Park oder After Work-Lounges, sondern auch viele Anlaufplätze, wie die Buchhandlung Lanz, Theater, die TGO, die Bibliothek, das Jugendhaus und viele weitere, die untereinander auch vernetzt sind. Dadurch entstehen gemeinsame Aktionen, wie Ferienspiele oder den „Adventszauber“ am Platz der kleinen Kirche. Für besondere Liebhaber der Stadtgeschichte gibt es zudem das umfangreiche Stadtarchiv, das vor über zehn Jahren auf Antrag des Kulturnetzwerks Osthofen, in Speyer professionell verzeichnet wurde. Dank der Übereinkunft mit der KZ-Gedenkstätte darf das Stadtarchiv in deren Archiv gelagert und auch mit Hilfe ehrenamtlicher Archivpfleger eingesehen werden.

Es wird bei näher Betrachtung der Stadt Osthofen deutlich, wie sehr diese im Wandel ist und dabei am Puls der Zeit bleibt. In diesem Jahr erschien unter dem Titel „Osthofen – Gestern – Heute – Morgen: Ein Rundgang durch die Geschichte“ ein Buch, das Einheimische und Touristen zu einer faszinierenden Führung durch die Geschichte der Stadt einlädt. Zusammen mit Dr. Brigitte Kazenwadel-Drews hat Stadtbürgermeister Thomas Goller die letzten Jahrzehnte beleuchtet und aufgearbeitet. Nach einer historisch-geografischen Einordnung begleiten die Autoren die Lesenden auf einem Rundgang durch den alten Dorfkern. Bereits 2006 hatte Dr. Kazenwadel-Drews das Buch „Osthofen – Ein Rundgang durch die Geschichte“ publiziert, das binnen kürzester Zeit vergriffen war. 2018 hatten sie und der amtierende Bürgermeister die Idee zu einer überarbeiteten Neuauflage. Diese sollte ursprünglich zum 50-jährigen Stadtjubiläum 2020 fertig sein. Bei der Recherche stellte sich allerdings schnell heraus, dass das Material nicht nur sehr umfangreich war und damit wesentlich mehr Zeit als geplant in Anspruch nehmen würde. Auch moderne Möglichkeiten entwickelten sich, die den Erlebnisfaktor des Buches stark vergrößern könnte und daher eingebunden werden sollte. Die Grenze zwischen analog und digital wurde geöffnet. Daher hat das aktuelle Buch nicht nur ein sehr umfassendes Literatur- und Abbildungsverzeichnis, mehr als 200 Abbildungen, die neu aufgenommen oder reproduziert wurden, sondern auch zahlreiche QR-Codes, die zu Film- und Tonmaterialien hinführen. Somit wird die Lektüre schon Zuhause ein anschauliches Erlebnis, das mit einem realen Rundgang nachhaltig Tiefe erfährt.

„Das Buch bietet einen Überblick durch die Geschichte von den Anfängen“, erläutert Thomas Goller. Es zeigt die großen Entwicklungen der Stadt Osthofen durch den historischen Rundgang und den verschiedenen Exkursen. Dabei wird das Heute und Morgen durch die aktuellen Entwicklungen der vergangenen zehn Jahre betrachtet, an denen er selbst maßgeblich beteiligt war. Dies ermöglichte eine gewisse Tiefe beim Schreiben, die allein durch recherchieren nur bedingt möglich gewesen wäre. Gleichzeitig gibt es einen Ausblick auf die nähere Zukunft auf Projekte, die absehbar sind, wie zum Beispiel die neue Grundschule. Das Zitat von August Bebel, das im Vorwort des Buches steht, fast die Intention des Osthofeners Bürgermeister in wenigen Worten zusammen: „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten“. Kleine, bewusste Schritte in der Gegenwart, getragen vom Wissen der Vergangenheit, können die Zukunft positiv beeinflussen. 

Der Rundgang soll Menschen Dinge in Osthofen erkennen lassen, hofft Thomas Goller: „Wenn ich mich etwas intensiver damit auseinandersetze, warum sind gewisse Strukturen so wie sie sind, dann fallen mir auf einmal Sachen auf, die ich beim normalen Durchlaufen nicht erkennen würde.“ Auch Dr. Brigitte Kazenwadel-Drews sagte einmal, dass sich Osthofen oftmals erst auf den zweiten Blick erschließt. Viele Häuser und/ oder deren Bewohner des Stadtkerns waren Teil der Geschichte. Manche sind bekannter, andere sind nur wenigen heute ein Begriff. Trotzdem gingen Dr. Kazenwadel-Drews und Goller auf die Suche nach diesen besonderen Spuren, um sie in ihrem Buch für alle Interessierten deutlich zu machen. In dem Buch wird der Strukturwandel der Stadt sehr deutlich. Große Firmen, wie z. B. die Ovomaltine am Bahnhof, die eine Symbiose mit der Mälzerei Schill hatte, gibt es heute nicht mehr, doch neues entstand, wie das wichtige Gesundheitszentrum. So wird deutlich, dass Wandel unaufhaltsam ist, aber durchaus positive Entwicklungen mit sich bringt. Mit „Osthofen – Gestern – Heute – Morgen: Ein Rundgang durch die Geschichte“ wird gerade Osthofenern die Möglichkeit gegeben, sich mit ihrem Ort auf intensive Art und Weise zu nähern. „Nur, wenn man sich mit etwas identifiziert“, weiß Goller, „wird man sich dafür engagieren.“ Diese Einstellung trägt und motiviert ihn, sein Amt mit Passion auszuüben und dranzubleiben. Gleichzeitig war es die Basis, um das Buch gemeinsam mit Dr. Brigitte Kazenwadel-Drews zu schreiben.

Die Karten im Buch zeigen nicht nur den Rundgang durch den alten Ortskern, sondern auch verschiedene Exkurse, die zur Geschichte Osthofens dazu gehören, wie zum Beispiel Mühlheim oder die Gedenkstätte. Einheimische und Touristen werden auf jeden Fall nach der Lektüre Osthofen mit anderen Augen sehen.

„Osthofen – Gestern – Heute – Morgen: Ein Rundgang durch die Geschichte“ ist in Osthofen bei der Buchhandlung Lanz, der Touristikinformation und Kehls Bücherwelten (hier auch online) erhältlich und kostet 24,99 Euro.

Text: Sissi Steuerwald
Bild: Mirco Metzler/Die Knipser Medienagentur