Gemeinsam mit Bürgermeister Walter Wagner blicken wir zurück auf den Beginn der Verbandsgemeinde Wonnegau, die ersten Hürden und wagen einen kleinen Ausblick zum großen VG-Fest am 7. Juli 2024

WM: 10 Jahre VG Wonnegau. Ursprünglich war eine Fusion von Osthofen und der VG Eich im Gespräch gewesen. Doch die VG Westhofen wurde vor einem Jahrzehnt Partner. Bitte erzählen Sie, wie es dazu kam, da sich sicherlich einige nicht mehr daran erinnern.

VG: Ursache von allem war eine Entscheidung des Landes, die sogenannte Kommunal- und Verwaltungsreform. Damals hieß es: Verbandsgemeinden unter 12.000 Einwohner und eigenständige Kommunen, wie Osthofen, unter 10.000 Einwohner müssen sich einen Partner suchen. Osthofen hatte damals schwache 9.000 und die VG Westhofen knapp 11.800 Einwohner. Wir waren also beide unter der Vorgabe. Dann spielt natürlich die Politik noch eine Rolle. Die Verbandsgemeinde Eich wurde damals von Herrn Kiefer geleitet, ein Mitglied der SPD, und er trat an den damaligen Bürgermeister der Stadt Osthofen, Bernd Müller, heran und bot ihm die Fusion an. Da war es natürlich ein Leichtes zu sagen, wir gehen zusammen und gründen eine gemeinsame Verbandsgemeinde. Ich habe das mitbekommen und gesagt: „Ihr habt ja noch nicht einmal eine gemeinsame Grenze, weil das schöne Bechtheim von der Verbandsgemeinde Westhofen liegt genau zwischen Osthofen und Mettenheim. Außerdem zweifelte ich an, ob die Osthofenerinnen und Osthofener mit der Verbandsgemeinde Eich zusammengehen wollten.“ Ich habe dann eine Umfrage in der Verbandsgemeinde Westhofen gestartet und gefragt: Wollt ihr zur Verbandsgemeinde Alzey-Land, nach Monsheim oder mit Osthofen zusammengehen oder wollt ihr lieber allein bleiben? Das Alleinbleiben hätte ich besser nicht gefragt. Die Umfrage war ansonsten ganz deutlich zu Gunsten der Stadt Osthofen. Auch in Osthofen gab es eine Umfrage, nachdem sich eine Bürgerinitiative gegründet hatte. Und es kam dabei heraus, dass die meisten mit der VG Westhofen zusammengehen wollten. So hat man das dann auch gemacht.

WM: Eine neue Verbandsgemeinde braucht auch einen neuen Bürgermeister. Es gab bis zur Fusion zwei. Wie wurde hier entschieden?

VG: Nachdem Bürgermeister Müller zum 31.12.2012 in Pension gegangen ist, hat man beim Land entschieden, dass ich bereits ab diesem Zeitpunkt kommissarischer Leiter der Stadtverwaltung Osthofen werde. Der erste Beigeordnete Wolfgang Itzerodt hat zunächst die Geschäfte geleitet. Dann gab es eine Wahl zum ehrenamtlichen Stadtbürgermeister. Hier wurde Herr Itzerodt gewählt und war dies bis zum 30. Juni 2014. Ich war also 18 Monate kommissarischer Leiter der Stadt Osthofen und konnte die Verlobungszeit nutzen, damit die Hochzeit schön wird.

WM: Und diese Hochzeit wurde vor zehn Jahren auchgroß gefeiert. Viele erinnern sich an das Fest auf der Landstraße zwischen Osthofen und Westhofen. Wer hatte die Idee?

VG: Damals wie heute hatte ich ein sehr gutes Verhältnis zu Herrn Itzerodt und sprach ihn darauf an: „Lass uns doch feiern. Was nützt uns eine akademische Feier in einer Turnhalle vor 300 geladenen Gästen? Machen wir doch die Reden etwas kürzer und auf der Gass richtig Halligalli.“ Und so entstand die Idee. Aber wo sollten wir es machen? „Lass es uns doch genau zwischen Osthofen und Westhofen machen, das ist dann exakt zwischen den beiden Fusionspartnern.“ Was liegt dazwischen? Mühlheim. Das habe ich mit den Ortsbürgermeistern und -bürgermeisterinnen besprochen. So entstand: Wir machen ein Fusionsfest. Ich habe es nicht kontrolliert, aber es gab damals mehrere Fusionen. Aber soweit ich weiß: gefeiert hat nur eine, die Verbandsgemeinde Wonnegau.

WM: Wie sind ihre Erinnerungen an das Fusionsfest?

VG: Im Sommer 2014 hat es wochenlang nicht geregnet. Aber am 28. Juni hat der Himmel gemeint, heute muss er das nachholen. Es hat um sieben Uhr geschüttet. Wir standen da. Alle mit ihren Ständen, nichts war aufgebaut und ich bin mit meinem Schirm von Auto zu Auto gegangen. Die Scheiben waren schwer beschlagen. Ich habe geklopft: „Warten wir noch eine halbe Stunde.“ Und dann kam der Erste: „Ich glaube, ich fahre nach Hause.“ Der Wetterradar sagte, es solle aufhören. Ich meine, gegen acht Uhr dreißig hat es aufgehört zu regnen. Viele sagten daraufhin: „Jetzt sind wir schon da, dann bauen wir auch auf.“ Und wenn ich ehrlich bin: Es war super. Ich habe den Tag nur positiv in Erinnerung.

WM: Das klingt nach einer sehr einvernehmlichen, harmonischen Fusion. Geben Sie uns einen Blick hinter die Kulissen. War es auch eine solch glückliche Eheschließung, um bei dem Bild der Hochzeit zu bleiben?

VG: Es war nicht alles Gold, was geglänzt hat. Das ist ja logisch. Die einen haben sich mehr auf das fokussiert, die anderen auf etwas Anderes. Dann ist immer die Frage, wie sind die Kontostände, wie hoch sind die Kredite und so weiter. Ich erinnere mich noch, als ich damals in der Verhandlungskommission saß und sagte: „Sie müssen der Verbandsgemeinde kostenlos die Seebachschule übereignen“. Wie? Schenken? Übereignen, erklärte ich, denn die Aufgaben der Schulen sind jetzt in die Verbandsgemeinde übergegangen und von daher musste das Objekt kostenlos übertragen werden. Das ist nur ein Beispiel.

WM: Was gab es an großen Projekten, welche die VG Wonnegau seit ihrer Gründung angefangen oder bereits umgesetzt hat?

VG: Angefangen hat es mit der alten Stadtverwaltung Osthofen, Am Schneller. Wir hatten ja zwei Verwaltungsgebäude. Dadurch kommt die Gretchenfrage auf: Wo kommt die Verwaltung hin? Das war meine erste Aufgabe, die ich in der Verlobungszeit zu lösen hatte. Dann habe ich vorgeschlagen, beide Verwaltungsgebäude zu lassen. Von der Menge dürfte es reichen, so dass ein neues Gebäude nicht nötig wäre. Mit Anpassung der Arbeitsstrukturen und Modernisierung des Osthofener Verwaltungsgebäudes sollte das passen. Heutzutage hat man Telefon, E-Mail und ist online miteinander verwoben. Das ist alles überhaupt kein Problem. Das Haus in Osthofen ist am 1. Januar 2016 in der heutigen Form in Betrieb gegangen. Ein anderes Beispiel: Wir haben in Bechtheim die alte Winzerhalle zum Feuerwehrhaus umgebaut. Es ist toll geworden. An Pfingsten ist Einweihung. Das mit Abstand größte Projekt ist die neue Grundschule in Osthofen. Seit Jahren wird geplant. In den nächsten Monaten starten die Bauarbeiten. Der Sporttrakt bei der Otto-Hahn-Schule in Westhofen wurde grundlegend modernisiert. Das Resultat kann sich sehen lassen. Wir planen den Umbau des Feuerwehrhauses in Dittelsheim-Heßloch und auch das Westhofener Feuerwehrhaus ist in die Jahre gekommen. Im schulischen Bereich haben wir in den letzten zehn Jahren einiges bewegt, da dort die Digitalisierung richtig zugeschlagen hat. Das hat in der Coronazeit durchgezündet. Wir hatten es in diesem Tempo, das gebe ich frei zu, nicht vor. Ein Schwerpunkt, den die Leute gar nicht so mitbekommen, ist der Abwasserbereich. Dort gab es das bisher größte Vorhaben. Das Pumpwerk in Osthofen war zu klein geworden. Hier haben wir 400 m Kanal vergrößert und am Ende ein neues großes Pumpwerk gebaut.

WM: Das ist nicht wenig, was bereits umgesetzt wurde und noch in Planung ist. Doch noch einmal ein kleiner Sprung zurück. Wie kam es eigentlich zur Einigung auf den Namen der Verbandsgemeinde?

VG: Nachdem sich die Osthofener entschlossen hatten mit der Verbandsgemeinde Westhofen zu verhandeln, gab es dann den Showdown. Wir saßen mit einer Verhandlungsorganisation im Sitzungssaal. Ich durfte meine Vision vorstellen und am Ende meines Vortrags, kam der Vorschlag gemeinsam eine Verbandsgemeinde zu gründen. Dabei wurde mir bewusst: „Du musst jetzt vorschlagen, wie die neue VG heißen soll.“ Also habe ich gesagt: „Lasst uns die Verbandsgemeinde gründen. Wir nennen sie Verbandsgemeinde Wonnegau, denn im Wonnegau leben wir alle, und es gibt schon viele Organisationen, die auch den Begriff Wonnegau führen, zum Beispiel das Wonnegauer Blasorchester oder auch die Wonnegauhalle.“ Ganz ehrlich, würden wir sie Verbandsgemeinde Osthofen nennen, gibt es in Westhofen lange Gesichter, nennen wir sie VG Westhofen, gibt es in Osthofen lange Gesicherter. Von daher ist der Kunstname Wonnegau der ideale Kit für alles. Es war recht schnell Zustimmung dafür da.

WM: Nach zehn Jahren Ehe wird die Rosenhochzeit gefeiert. Auch die Verbandsgemeinde Wonnegau wird wieder zwischen Westhofen und Osthofen feiern. Was erwartet die Gäste?

VG: Mit Frau Gaßmann (von der Tourist-Information Wonnegau, Anm. d. Red.) habe ich jemand an der Hand, die für so etwas brennt. Planen ist ihr Ding. Wir treffen uns einmal in der Woche zum Austausch. Das Fest am 07.07. wird wunderbar. Es wird ein Bühnenprogramm geben. Wir haben wieder die Kindergärten und Schulen angefragt. Die einen singen, die anderen tanzen. Jeder wie er möchte und sich wohlfühlt. Man zahlt keinen Eintritt und kann schauen, was ihn interessiert. Ich finde es toll, wie viele sich engagieren wollen. Nicht jeder muss acht Stunden da sein, gewiss nicht. Aber wenn er sagt: „Ach, Sonntagmittag, wir gehen aufs …“ – Die meisten werden wohl Fusionsfest sagen – nennen wir’s mal VG-Fest – und dann ist das prima. Und wenn dann die Leute sagen: „Das ist Verbandsgemeinde.“ Dann stimme ich zu und bin sehr zufrieden.

Text/Foto: Sissi Steuerwald