Susanne Lusiardi mit Max und Emil von MediumDeVita® aus Mölsheim

Susanne Lusiardi hat sich ihren Kindheitstraum erfüllt und wohnt mit ihren zwei Eseln Max und Emil im schönen Mölsheim. Hier hilft die Heilpraktikerin für Psychotherapie und seelische Gesundheit bei so einigen Problemen. Wir haben Sie im Zellertal besucht.

Frau Lusiardi, Sie sind Heilpraktikerin für Psychotherapie und seelische Gesundheit, haben eine Ausbildung als psychologische Beraterin und Personal Coach sowie als Entspannungspädagogin für Progressive Muskelentspannung, Meditation und Autogenes Training. Mit welchen Problemen und Anliegen kommen die Menschen zu Ihnen?

Das ist ganz unterschiedlich. Manche kommen, weil sie einfach sagen, dass sie eine Auszeit brauchen. Weil sie merken, dass sie in einem Stresstunnel sind und nicht mehr rauskommen. Diese Menschen nutzen dann zum Beispiel Kursangebote oder einen Eselspaziergang, um sich wieder mit der Natur neu zu verbinden, wieder einen Boden unter den Füßen zu spüren und um für sich wieder in eine Klarheit zu kommen. Es kommen aber auch Menschen, die aufgrund der Internetinformationen – der Beschwerden und Symptome, die dort stehen – plötzlich das Gefühl haben: „Oh Gott, ich bin krank“. Und da ist es eine wichtige Funktion zu sagen, dass diese Menschen hierherkommen können und wir ein Gespräch führen. Ich versuche das ganze ein bisschen einzuordnen. Würde ich sagen, dass wirklich etwas organisch Krankhaftes dahinter liegt, würde ich einen Mediziner hinzuziehen. Ist etwas im psychologischen Bereich, dann schauen wir, ob es etwas ist, das besser bei einem medizinischen Psychologen aufgehoben ist. Wartezeiten auf medizinische Psychologen sind unglaublich lange. Die Menschen haben aber jetzt das Problem. Von daher entsteht sehr oft die Konstellation, dass man erst drei, vier Sitzungen bei mir macht, um die Wartezeit zu überbrücken. Ich schreibe dann einen Übergabebericht, mit dem man, wenn man möchte, in die normale Therapie einsteigen kann. Ich sehe mich dabei ein bisschen als Filter und Entlastung. Vor allem, da ich selbst aus dem Gesundheitswesen komme. Daher weiß ich um die Probleme und Gedanken, die auf der anderen Seite herrschen bezogen auf Heilpraktiker.

Bevor Sie Ihre private Praxis in Mölsheim eröffnet haben, hatten Sie bereits viele verschiedene Erfahrungen im Bereich Gesundheit und Pflege sammeln können. Sie haben eine Grundausbildung in der Krankenpflege und sind studierte Pflegekraft mit einem Masterabschluss für die Bereiche Pflege und Gesundheitsmanagement. Was hat Sie dazu bewegt, ihre Praxis MediumDeVita® zu gründen?

Zum einen, weil ich mit dem Gesundheitssystem so nicht ganz d’accord gehen kann. Insbesondere die langen Wartezeiten bei den psychologischen Problemen. Mein Ansatz ist: Wenn jemand eine psychologische Unterstützung braucht, dann bekommt er sie in sehr kurzer Zeit. So habe ich gesagt, dass ich in der Freiberuflichkeit gerne ein Terminsystem haben möchte, das eine hohe Flexibilität ermöglicht. Es kann heute angerufen werden und dann schaue ich, ob wir gleich heute oder morgen einen Termin ausmachen.

Das zweite ist: Ich bin immer sehr neugierig und habe in meinem Berufsleben viele Gesundheitsbereiche durchlaufen. Ich wollte auch wissen, wie dieser Bereich tickt. Und eigentlich bin ich zur Heilpraxis gekommen, weil ich irgendwann einmal eine Fortbildung zum Thema Wechseljahre gesehen habe. Mein erster Impuls war: Jetzt gibt es sowas auch schon für das Thema. Eher so ein bisschen amüsiert habe ich es nicht ganz ernstgenommen. Ich habe die Fortbildung dennoch gemacht und mir ist bewusst geworden, dass wir uns aus medizinischer und pflegerischer Sicht nie mit diesem Thema wirklich beschäftigt haben. Und dann habe ich gedacht: Das biete ich an. Zusätzlich wollte ich den Heilpraktiker für Psychotherapie machen.

Ihre Hausesel Max und Emil helfen Ihnen bei so manchen Angeboten. Wie kam es dazu? Und was können uns die Esel mitgeben?

Ein Kindheitstraum wurde wahr und die Esel zogen bei mir ein. Auch mein beruflicher Weg hat sich entwickelt. Esel sind sehr stressstabile Tiere und betrachten einen mit völliger Zugewandtheit. Sie haben große Ohren – das steht ja schon für das Zuhören. Esel spiegeln einen dabei total. Das durfte ich auch am eigenen Leib erfahren: Als ich früher nach Frankfurt fahren musste, hat jede Minute morgens gezählt. Damals haben die Esel gesagt: So hektisch wie du auf uns zukommst, läuft hier gar nichts. Da ist mir so richtig deutlich geworden, wie sehr die Tiere das eigene Verhalten spiegeln. Und das kann man super nutzen. Gerade bei Patienten, die für sich sagen, dass sie sehr gestresst sind. Man kann sich bewusstwerden, wie das eigene Verhalten ist, oder testen, ob man Nein sagen kann. Wenn man mit Eseln läuft, lernt man liebevoll konsequent Nein zu sagen. Man begreift auch, dass manchmal ein Stillstand gar nicht schlecht sein muss. Man sagt Eseln immer nach sie seien so stur und hätten ihre eigenen Vorstellungen. Ja, Gott sei Dank! Wenn ein Esel steht, dann ist irgendwas. Vielleicht sollten wir das auch öfter mal machen. Einfach mal einen kurzen Augenblick stillstehen, schauen, wie es eigentlich um einen herum aussieht und dann erst wieder nach vorne gehen.

Esel sind außerdem sehr gut, wenn zum Beispiel Mütter mit ihren Kindern kommen. Gerade bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom weiß man, dass sie sehr gut auf Tiere ansprechen und Aggressionen etc. reduziert sind. Über die Esel können sie ihr Verhalten reflektieren und man bekommt einen guten Draht zu den Eltern. Mit den Eseln kann man eben viele Zugänge schaffen. Max und Emil sind dabei auch sehr stressstabil.

Neben tiergestützter Pädagogik und Therapiebegleitung bieten Sie auch kombinierte Kräuter- und Eselwanderungen an. Für wen sind solche Wanderungen geeignet?

Die Wanderungen sind geeignet für all die, die aus ihrem Alltag herausbrechen wollen und eine Landschaft mit anderen Augen wahrnehmen wollen. Für die, die sich selbst wahrnehmen wollen in diesem Kontext. Bei den kombinierten Wanderungen dürfen die Teilnehmenden auch die Esel führen. Das heißt aber, dass sie sich auch führen lassen müssen – das ist für viele ein ganz anderer, interessanter Aspekt. Es geht bei den Wanderungen auch darum, die Natur als Kraftquelle zu begreifen. Ich bin kein Esoterikanhänger. Ich bin sehr schulmedizinisch geprägt. Aber Natur als Kraftquelle, auch im Bereich des Waldbadens, anzuerkennen ist unglaublich. Es gibt Studien dazu, dass man beim Waldbaden seinen Stressspiegel um mehrere Tage nach einer solchen Sequenz senkt. In Japan ist es sogar als psychotherapeutische Maßnahme anerkannt. Der Ansatz ist, bewusster in die Natur zu gehen. Nach den Wanderungen gibt es zusätzlich immer eine kleine Sequenz, in der man ganz locker mit den anderen Teilnehmenden ins Gespräch kommen kann. Dabei haben sich schon tolle Freundschaften entwickelt.

Was möchten Sie den Menschen für ihr Leben mitgeben?

Man selbst entwickelt sich immer weiter. Letztendlich versucht man das, was man den Menschen weitergibt auch selbst zu leben. Das bedeutet aber nicht, dass man seinen eigenen Anspruch immer zu 100 Prozent erfüllen kann. Deswegen finde ich es immer so toll, weil ich von den Menschen, die hierherkommen, genauso viel profitieren und lernen kann wie umgekehrt.

Ich würde den Menschen gerne mitgeben, dass sie wieder viel mehr auf das eigene Gefühl gehen sollen. Wir sind zwar rational geprägt, aber wir sollten mehr auf unseren Bauch hören. Dafür braucht man aber einen Bezug. Auch sollte man viel mehr das Vertrauen haben, dass alles, was man braucht, im Grunde schon in einem steckt. Oft hat man nur Angst das hervorzuholen. Und ganz wichtig ist auch der Spruch: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Je älter ich werde, desto mehr merke ich wie deutlich es ist, dass das Leben auch begrenzt ist. Man sollte immer den Fuß auf dem Boden haben. Entscheidungen müssen dabei aber immer zu einem passen. Manchmal sollte man wirklich sagen: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Und es dann auch wirklich machen. Was mir auch sehr am Herzen liegt, ist mein Motto: Nehmen Sie sich Zeit für sich, sonst haben Sie keine. Das ist der Schlüssel, um ins Gleichgewicht zu kommen. Und dabei trotzdem den Anker im Leben zu haben und dieses auf sich auf sich zu beziehen, bei sich zu bleiben und daraus auch für sich gute Entscheidungen treffen zu können.

Sie bieten außerdem verschiedene Veranstaltungen und Kurse wie zum Beispiel Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training an. Was kann man sich darunter vorstellen?

Bei der Progressiven Muskelentspannung geht es vor allem darum, überhaupt erstmal wieder zu spüren, wann wir wo und wie angespannt sind und dem dann bewusst Entspannung entgegenzusetzen. Das heißt, man spannt bewusst Muskelpartien an, setzt einen absoluten Reiz darauf, um dann wieder zu entspannen. Das ist vor allem eine gute Entspannungsmethode für Menschen, die in den aktiveren Bereichen tätig sind und relativ einfach zu lernen. Autogenes Training arbeitet mit der Gedankenvorstellung – eine Selbsthypnose. Dabei lernt man, durch die Kraft der Gedanken zum Beispiel, Blutgefäße gezielt weit zu stellen. Dadurch kommt eine Entspannung zustande. Es ist eher ein mentales Training das vielen schwerer fällt. Progressive Muskelentspannung ist hingegen leichter zu lernen. Beide Verfahren sind wissenschaftlich anerkannt und werden in meinem Falle von Krankenkassen finanziert.

Wie findet man denn das passende Angebot?

Indem man zum Beispiel kurz mit mir telefoniert. Die meisten melden sich über die Webseite www.mediumdevita.de an und probieren die Angebote einfach aus. Aber es gibt den ein oder anderen, der mich lieber anruft. Meine Kontaktdaten findet man ebenfalls auf der Webseite. Und ich finde das auch sinnvoll. Wenn man zum Beispiel sagt, dass man Schwierigkeiten hat, sich auf etwas zu konzentrieren, dann ist das Autogene Training nichts für einen, wenn man Entspannung sucht. In dem Fall wäre die Progressive Muskelentspannung besser geeignet. So kann ich auch telefonisch das ein oder andere ein bisschen einordnen.

 

Text: © Jessica Bömicke
Bilder: © Susanne Lusiardi