Velis Vineyards und Vinothek
in Flörsheim-Dalsheim
Velis Vineyards erwartet man eher irgendwo auf der Welt aber nicht inmitten des traditionellen deutschen Weinanbaugebietes Rheinhessen. Schon etwas verwundert über den Namen, haben sich unsere Restauranttester vorgenommen zu schauen, was sich hinter dem Weingut und dem, erst im April 2022 eröffneten, dazugehörigen Restaurant verbirgt. Die Spannung war groß.
Schon die Suche nach dem Restaurant erwies sich als etwas schwierig, denn der genaue Name war unseren Restauranttestern entfallen und lediglich die Verbindung zu Flörsheim-Dalsheim noch bewusst. Nach einer etwas längeren Internetsuche wurden unsere Tester schließlich doch fündig und konnten einen Tisch reservieren. Die nächste Schwierigkeit kam am Tag des Restauranttestes. Weder an der Haupt- noch an Nebenstraßen in Flörsheim-Dalsheim ist das Restaurant ausgeschildert. Erst beim gezielten Befahren des Weingutgeländes am Ortsausgang, das eher einer Industriehalle als einem klassischen rheinhessischen Weingut ähnelt, findet man Velis Vinothek. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten – so weit sei schonmal vorhergegriffen – konnten unsere Tester jedoch einen nahezu perfekten Abend genießen.
Die Vinothek, in der sich das kleine Restaurant befindet, ist in einem kleinen Neubau auf dem Gelände des Weingutes untergebracht. Geöffnet hat die Vinothek immer donnerstags und freitags von 17 bis 22 Uhr, sowie samstags von 14 bis 22 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 22 Uhr. In einer stilvoll, modern eingerichteten Umgebung wurden unsere Restauranttester herzlich begrüßt und durften Platz nehmen. Alsbald brachte der aufmerksame Service die Speisekarte und wechselnde, kreative Wochenkarte mit gehobener deutscher Küche und mediterranen Spezialitäten. Gespannt waren unsere Tester außerdem auf die Weinkarte mit den bulgarischen Weinen.
2010 fing das Weingut an, in der oberthrakischen Tiefebene Bulgariens jahrhundertealte, brachliegende Weinberge neu zu kultivieren. Nach einer langen Reise, bei der stets darauf geachtet wird, dass die Trauben ihre Aromen bis zur Ankunft behalten, werden die französischen Rebsorten, die von dem dort vorherrschenden warmen, kontinentalen Klima profitieren, in Flörsheim-Dalsheim ausgebaut. Aber auch hier in Rheinhessen werden Riesling, Spätburgunder und Chardonnay angebaut, die von unseren kühlen Herbstnächten profitieren. Unsere Tester waren erpicht darauf, die bulgarischen Weine und Ergebnisse dieser besonderen Arbeitsweise zu kosten.
Mit Blick in die Speisekarte bestellten sie aber erstmal eine Vorspeise. Ein warmer Schafskäsestrudel mit Tomaten Chutney und Zupfsalat für 10,50 Euro und ein Rindercarpaccio vom Filet mit Trüffelcreme, Zupfsalat und Parmesan für 18,90 Euro wurden ausgewählt. Nach einem leckeren Gruß aus der Küche wurden die Vorspeisen serviert und entsprachen voll und ganz den Erwartungen unserer Tester. Das Rindercarpaccio war sehr schmackhaft und schön garniert. Jedoch war der Preis für das Empfinden der Tester und im Vergleich zu den anderen Angeboten etwas teuer. Eine klare Empfehlung ist dahingegen der Schafskäsestrudel, der mit der Salatgarnitur nicht nur für den Magen, sondern auch für das Auge schön hergerichtet wurde. Nach den beiden hervorragenden Vorspeisen wurde die Vorfreude auf den Hauptgang verstärkt.
Die Vorspeisen-Empfehlung unserer Tester: Der warme Schafskäsestrudel mit Tomaten Chutney und Zupfsalat
Der stets aufmerksame Service bemerkte auch die Liebe und das Interesse unserer Restauranttester an den Weinen und brachte ihnen von einer Auswahl der bulgarischen Weine jeweils einen Probierschluck. So konnte sich noch vor dem erwarteten Hauptgang eine kleine Weinprobe entwickeln, die die Wartezeit angenehm verkürzte. Fairerweise wurde diese kleine Weinprobe mit einem Glas Wein pro Person abgerechnet. Der Restaurantleiter und Servicekraft an diesem Abend, der hauptberuflich noch studiert, glänzte zum einen mit hervorragenden Kenntnissen über das Weingut und die Weine und zum anderen mit einer professionellen Höflichkeit und Fachkompetenz im Service. Gerade diese ist in Anbetracht der schwierigen Personallage im Gastronomiebereich leider nur noch sehr selten zu finden.
Bei der Auswahl der Hauptgerichte waren zwei Gerichte nicht mehr verfügbar. Es standen jedoch ausreichend Möglichkeiten zur Auswahl. Auch Vegetarier und Veganer finden in Velis Vinothek eine kleine Auswahl an Gerichten, die über den vegetarischen Flammkuchen und Salat hinaus geht. Die Wahl unserer Tester fiel auf ein Rumpsteak vom US-Beef und die geschmorten Rinderbacken mit Kartoffelpüree, Wurzelgemüse und Rotweinsauce. Bewusst wurde beim Rumpsteak diesmal in der mittleren Preisklasse geblieben und auf das Rinderfilet verzichtet. Doch auch in dieser Preisklasse konnten unsere Tester vollends überzeugt werden und bezeichneten das Steak sogar als das Beste, das sie in einem Restauranttest je gegessen hatten. Der gewünschte Garpunkt Medium Rare wurde exakt getroffen und auch die Qualität des Fleisches und der Beilage begeisterten. Eine ebenfalls perfekte Wahl waren die Rinderbacken. Butterzart und mit einer genialen, schmackhaften Sauce verführten sie unsere Tester zu beschließen, auch nach dem Restauranttest privat für ein gutes Essen in Velis Vinothek zurückzukehren. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis des Hauptganges war gut. Für das Rumpsteak vom US-Beef wurden 30 Euro und für die Rinderbacken 24,90 Euro berechnet.
Neben dem zauberhaften Essen wurde der Abend für unsere Restauranttester aufgrund der kleinen Weinprobe und der kompetenten Vorstellung der Weine durch den Restaurantleiter zu einem Erlebnis, das dauerhaft in Erinnerung bleiben wird. Wegen der besonders überzeugenden Weine, die einen großen Teil zu dem gelungenen Abend beitrugen, wurde beschlossen, dass ab dieser Ausgabe des Wonnegauer Magazins noch eine weitere Kategorie in den Restauranttest eingefügt wird. Denn bereits bei vergangenen Restauranttests konnte teilweise sehr gutes Essen aber eine unterschiedliche Weinauswahl und -qualität festgestellt werden, die nun in die Bewertung unter der Kategorie Getränke mit einfließen kann.
Bei Velis Vinothek konnte diese Rubrik mit 5 Sternen voll punkten. Unsere Tester hatten sowohl den Roséwein als auch fast alle Rotweine des Weingutes verkostet und waren durch die Reihe begeistert. Die klassischen deutschen Weinsorten, die in Flörsheim-Dalsheim angebaut werden, standen hierbei etwas im Hintergrund und wurden von unseren Testern nicht verkostet. Bewusst wurde sich auf die besonderen bulgarischen Rotweine konzentriert. Bereits der erste bulgarische Rotwein aus dem Einstiegspreissegment war schon so gut, dass die Lust auf mehr stieg. Neben den ganz teuren Weinen, die sie verkosten durften, konnte bereits die Basislinie „Heaven‘s Door“ überzeugen. Insbesondere der 2016er Black Label Heaven‘s Door, ein Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah begeisterte mit seinem wuchtigen und fulminanten Geschmack. Im Empfinden der Tester auf gleichem Niveau befanden sich die Reservas, die man für 17 Euro im 0,2 l Glas erwerben kann. Aufgrund des gehobenen Preises ist die Weinempfehlung unserer Tester jedoch der 2016er Black Label Heaven‘s Door, den man bereits für 5,80 Euro im 0,2 l Glas verkosten kann.
Für einen Nachtisch waren unsere Tester nach den ersten beiden schmackhaften Gängen noch zu haben und entschieden sich für einen warmen Apfelstrudel mit frischer Sahne und Vanilleeis und einen Velis Eisbecher mit exotischen Früchten und Crunch in der Sorte Weinbergpfirsich. Beide Nachspeisen konnten den bereits gelungen Abend abrunden. Empfehlenswert ist insbesondere der Apfelstrudel für 8,90 Euro. Preislich kann aber auch der Eisbecher für 6,50 Euro punkten.
Das leckere Essen, die tollen Weine und der perfekte Service machten den Abend für unsere Restauranttester zu einem besonderen Erlebnis. Somit entwickelt sich Flörsheim-Dalsheim nach dem Restaurant Tacheles, das in unserer allerersten Ausgabe getestet wurde und ebenso überzeugt hatte, zu einer Gourmethochburg des Wonnegaus, in der es nicht nur weltklasse Weine, sondern auch vorzügliches Essen gibt.
Text: © Jessica Bömicke
Bilder: © Wonnegauer Magazin