Sissi Steuerwald – eine Autorin mit Herz und Sheltie

Dass wir in einer sehr schönen Region leben, ist vielen von uns bewusst. Doch welche Abenteuer und Geschichten hier stattfinden und geschrieben werden, weiß vielleicht noch nicht jeder. Autorin Sissi Steuerwald wohnt im schönen Weinort Bechtheim und lässt die Protagonisten ihrer neusten Bücher in unserer Region umherwandern. Um mehr über das Autorenleben und die Bücher aus Bechtheim zu erfahren, haben wir die Autorin getroffen und interviewt.

Frau Steuerwald, Sie schreiben nun seit einigen Jahren Bücher und haben schon einiges veröffentlicht. Wie haben Sie Ihre Liebe zum Schreiben entdeckt und wie hat alles angefangen?

Da muss ich sehr weit zurückgreifen ehrlich gesagt, weil ich schon in der Grundschulzeit geschrieben habe. Mein Grundschullehrer damals hatte die ersten Texte bei Wettbewerben eingereicht. Er hat gesagt, ich soll da dranbleiben. Also ganz toll motivierend! Das ist eine Sache, die mich heute einfach noch trägt. Dass man so früh auch einmal von einem Lehrer gefördert und motiviert wird. Er hat meine Liebe fürs Schreiben quasi mit gefördert. Ich habe die folgenden Jahre immer wieder geschrieben. Und zwar war es so schlimm, dass meine Eltern dann gesagt haben, bevor die Finger wund werden, bekomme ich eine elektrische Schreibmaschine – ja so alt bin ich schon. Ich habe dann die ersten Geschichten für mich erstmal auf der elektrischen Schreibmaschine geschrieben. Und dann kam die Zeit, in der es hieß: „Jetzt aber erstmal eine Ausbildung machen. Mach mal einen ordentlichen Beruf, mit Schreiben kann man nichts verdienen!“ Ich machte dann eine Ausbildung zur Drogistin. Das war auch ganz nett, aber es ging einfach nicht ohne das Schreiben. In der Zeit, in der ich den Abschluss gemacht habe, habe ich schon die Aufnahmeprüfung fürs Kolleg gemacht in Mainz und wurde dort angenommen. Mit dem Ende meiner Ausbildung bin ich dann nach Mainz gezogen, um dort mein Abitur nachzuholen. In der Zeit habe ich dann meine ersten Praktika bei Zeitungen gemacht, als Freier Mitarbeiter dort angefangen und schließlich Germanistik, Kunstgeschichte und Buchwissenschaft studiert. Das ist quasi so der Anfang und der Rest war dann nicht mehr aufhaltbar.

Damit unsere Leser einen besseren Einblick bekommen – wovon handeln Ihre Bücher im Allgemeinen?

Also ich nenne mich selbst die Autorin mit Herz und Sheltie. Sheltie ist selbsterklärend, ich liebe diese Hunderasse! Meine ersten Bücher waren Sachbücher über Shelties, weil ich in einer ganz tollen Community war und wir uns immer ausgetauscht haben. Jeder, der Tiere hat, kann wundervolle Geschichten erzählen, die er mit ihnen erlebt hat. Zu einem Jubiläum habe ich gesagt: „Leute, ich bin sowieso dabei und mache Bücher für andere im Auftrag. Ich würde eins machen von Sheltieliebhabern für Sheltieliebhaber. Ich sammle eure Geschichten und bereite sie auf.“ Und aus der Idee wurde nicht nur ein Buch, sondern letzten Endes vier Bücher. Dann hatte ich schon eine Fanbase, was Sheltiebücher anging und dachte: Warum nicht ausnutzen, warum nicht mitnehmen? So bekam bei meiner ersten Romanidee, die in Schottland spielte, ein Sheltie eine ganz wichtige Rolle. Von daher habe ich gesagt, ein Sheltie wird bei mir immer in irgendeiner Form auftauchen, denn man verbindet mich einfach mit dieser Hunderasse. Und warum mit Herz? Weil ich mich im großen Bereich der Romance bewege. Das heißt, jeder der ein Buch von mir in die Hand nimmt, der darf auf ein Happy End warten. Aber reine Liebesgeschichten sind es nicht. Ich verknüpfe das immer mit verschiedenen Themen. Mein aktuelles Buch „Love & Cache“ ist ein Romantic Thriller. Da geht es nicht nur um Liebe, sondern auch um Stalking. Ich greife zum Beispiel auch das Hilfezeichen auf. Das war mir sehr wichtig! Bei „Emely, (k)eine Liebe ohne Vergangenheit“ habe ich das Thema Amnesie gewählt. Wie geht man damit um, wenn man sich an gar nichts und gar niemanden mehr erinnern kann? Und so versuche ich immer wieder Themen, die mich beschäftigen und die nicht unbedingt mainstream sind, aufzunehmen. Deswegen sage ich immer im Bereich von Romance – so die klassische Liebesgeschichte findet man bei mir eher weniger.

Sie haben ja doch recht verschiedene Bücher. Woher nehmen Sie Ihre Inspiration und Ihre Ideen?

Tatsächlich von ganz unterschiedlichen Quellen. Ich sage immer als Autor oder Autorin muss man mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen. Da gibt es schon viele wunderbare Geschichten, ohne dass ich mir da jetzt groß was ausdenken muss. Man stolpert da immer wieder drüber. Sei es in Podcasts, Zeitungsartikeln, Geschichten aus dem Internet, oder welche, die man erzählt bekommt. Man muss da immer etwas aufpassen bei Schriftsteller*innen (lacht). Ich kann jetzt gar nicht sagen ich greife nur aus dem einen Pott, sondern wirklich aus dem, was das Leben so bietet. Auch was das Setting angeht. So spielen meine ersten Bücher alle in Schottland, weil wir dort hingefahren sind. Ich habe so bisschen mein Herz an dieses Land verloren. Daher habe ich da einfach ganz viele Eindrücke mitgenommen, die ich auch in den Büchern verarbeite. Bei meiner Dilogie „Ilias Träume“ – das ist Romantasy – bringe ich keltische Mythologie mit ein, die mir im Zuge der Recherche einfach sehr gut gefallen hat. Ja und Corona konnte man nirgends wegfahren und ich finde es immer gut über Orte zu schreiben, die man auch selbst kennt und selbst gespürt hat. So spielen die neuen Bücher in Rheinhessen und der Pfalz.

Am 12. Februar ist Ihr neustes Buch „Love & Cache“ erschienen. Wollen Sie uns hierüber noch etwas mehr erzählen?

Sehr gerne! „Love & Cache“ ist ein Ausflug in ein neueres Subgenre. Es ist das erste Mal, dass ich einen Romantic Thriller schreibe. Ich höre unwahrscheinlich gerne True Crime Podcasts – ich glaube die haben mich ein bisschen beeinflusst. Und ich finde es sehr wichtig, dass man sich nicht nur mit den Sonnenseiten des Lebens, sondern auch mit den Schattenseiten beschäftigt. Ich versuche immer auch ein besonderes Thema aufzugreifen. Und meine Kinder haben mich gefragt, ob ich das Hilfezeichen kenne. Ich kannte es tatsächlich nicht, finde es aber sehr, sehr wichtig! Also habe ich nachgeschaut, es gibt verschiedene Videos, Clips und Bilder darüber. Ich dachte, es ist sehr wichtig, dass das bekannter wird. Und über diese Ecke kam die Idee, dass das neue Buch ein Thriller werden muss. So ein reiner Krimi mit Ermittlungen war jetzt nicht ganz so spannend für mich, aber Thriller hat mich angesprochen. Und dann kommt natürlich die Autorin mit Herz ins Spiel – da muss eine Liebesgeschichte her! Mir kam schnell eine Erinnerung in den Sinn: Ich hatte als Geocacher vor vielen Jahren einen Cache bei Bechtheim West machen wollen und musste dort ins Gebüsch klettern. Den Geocache habe ich nicht gefunden, aber einen Sack mit großen Knochen. Da war ich sehr aufgeregt und habe die Polizei gerufen. Das ist mir direkt eingefallen, als es um den Thriller ging. Ich will immer gerne Sachen mit in meine Bücher nehmen, wovon ich Ahnung habe. Dann war relativ schnell klar: das ist meine Auftaktszene. Meine Protagonistin fährt los, um einen Cache zu machen, klettert dort ins Gebüsch und findet einen Sack mit großen Knochen. Sie ruft die Polizei und ein Polizistenpaar, also Mann und Frau, kommen. Das war damals bei mir auch so. Sie verliebt sich, ich habe einen Mann. Somit hatte ich schon die Anfangsszene und der Rest ist Autorenarbeit. Da einen roten Faden und noch einen Stalker mit einzubringen und das alles zu verarbeiten. Ja und wie gesagt, Geocaching ist jetzt nicht unbedingt das mainstream Thema. Aber dadurch, dass wir es selbst machen und man dabei Geheimnisse miteinander verbinden konnte, ist es eine Liebesgeschichte mit Thrillerelement und Geocaching geworden.

Für alle Leser, die jetzt neugierig geworden sind – Welche Möglichkeiten gibt es denn, in Ihre Bücher zu schnuppern?

Die Prints vertreibe ich über „Books on Demand“. Da kann man immer rein lesen. „Books on Demand“ ist mir deshalb wichtig, weil man zu seinem Buchhändler des Vertrauens gehen und die Bücher dort ordern kann. Leider habe ich es noch nicht geschafft, dass ich dort ausliege. Aber es ist ganz einfach: Buchhändler ansprechen, meinen Namen sagen, der findet mich und meine Bücher sofort im System. Bestellt sie bitte dort. Mir ist es wirklich wichtig, dass die Möglichkeit besteht, regional an meine Bücher zu kommen und nicht alles nur online. Deswegen schreibe ich ja auch Bücher unter anderem hier aus der Region, weil die auch ein bisschen bekannter werden soll. Denn es ist eine sehr, sehr schöne Ecke und ich glaube und hoffe, dass auch andere, die nicht von hier stammen, das Ganze kennenlernen möchten und vielleicht auch mal Urlaub bei uns machen. Das wäre sehr schön! Also die Weinproben vermarkte ich immer mal wieder rein (lacht). Ansonsten schaue ich immer, dass es Möglichkeiten für Lesungen gibt. Für alle, die nicht direkt zum Buch greifen wollen, sondern erstmal ein bisschen reinhören und vielleicht mich als Autorin auch kennenlernen möchten. Letztes Jahr hatte ich das große Glück, dass ich bei den Landfrauen hier in Bechtheim eine Lesung gemacht habe. Ich hoffe, dass es bald auch wieder die Möglichkeiten gibt, mehr Lesungen zu machen und die ein oder andere Messe stattfindet. Da will ich auch präsent sein und allen die Möglichkeit geben, dass man nicht nur die Bücher kennenlernt, sondern auch mich und die Hintergründe. Ich glaube das ist nochmal eine ganz andere Sache. Vor allem, wenn man eine Autorin vor Ort ist.

Ein Traum von mir wäre tatsächlich mit dem ein oder anderen Winzer hier zusammenzuarbeiten. Da ich das in meinen Büchern jetzt zunehmend auch immer wieder aufgreife. Ich würde gerne mit einem von diesen coolen Planwagen eine Planwagenfahrt machen mit Stationen zwischendrin, vorlesen und einer Weinprobe dabei. Ich stelle mir das ganz toll vor!

Wir haben gesehen, dass Sie auch regelmäßig das sogenannte „Autorensecco“ starten. Was kann man sich denn darunter vorstellen?

Mein Autorensecco – Ich liebe es! Es macht mir unwahrscheinlich viel Spaß! Aufgrund von Corona war die Möglichkeit rauszugehen, Lesungen zu machen, an Messen teilzunehmen sehr begrenzt bis hin zu Null. Und gerade als Selfpublisher muss man schauen, wie man eine gewisse Sichtbarkeit bekommt. Das haben meine Kollegen und ich immer über Messen und Lesungen gemacht und das gab es dann nicht mehr. Dann kam die große Frage, wie kann man das weitermachen? Und da sind wir heutzutage ja im großen Vorteil, dass das Internet unwahrscheinlich viele Möglichkeiten bietet. Eine Möglichkeit, die ich für mich entdeckt habe, ist Twitch. Das ist eigentlich ein Gamer Portal – meine Kinder haben mich ausgelacht. Aber es gibt mittlerweile immer mehr Autoren und Autorinnen, die dort hinwandern und das für sich entdecken. Und es ist ein Livestream. Das finde ich sehr schön, weil die Zuschauer auch Fragen stellen und interagieren können. Beim Autorensecco lade ich Gäste aus der „Buchbubble“ ein. Ich hatte schon Buchblogger da, Lektoren, ich habe demnächst einen Hörbuchsprecher zu Gast aber natürlich auch Autoren und rede mit ihnen mittwochsabends ab 20 Uhr über ihre Bücher, ihren Job und wir kommen meistens auch zu ganz anderen Themen. Das Ganze ist bewusst ohne Skript, damit auch die Zuschauer ihre Fragen stellen können. Oft verbinde ich das auch mit einer kleinen Verlosung, die die Autoren machen. Das ist immer eine sehr schöne Zeit! Freitags habe ich dann „Tee und Punsch“. Das ist immer so ein kleiner Wochenrückblick. Da gibt es dann nur mich, ohne Gast. Wo man einfach über alles reden kann und auch die Chance hat, mich näher kennenzulernen. Eben näher kennenzulernen als jetzt nur bei einem Artikel oder einem Post auf Social Media.

Text: © Jessica Bömicke
Bilder: © Sissi Steuerwald