Von Oktober bis Mai ist das Museum der Verbandsgemeinde Eich in Gimbsheim auf der Hauptstraße geöffnet. Mit viel Leidenschaft und Engagement wird es ausschließlich von ehrenamtlichen Helfern betrieben. Feste Installationen zur Geschichte der Umgebung sowie wechselnde Ausstellungen laden zum Verweilen ein. Auch das Café bietet die Möglichkeit eine Pause zu machen und sich über das Gesehenen zu unterhalten. Dieses ist bereits ein eigener Ausstellungsraum für sich. Die Einrichtung stammt aus einem Gimbsheimer Eiscafé. Hier ist der ideale Ort, um sich über eines der erfolgreichsten, ehrenamtlich geführten Museen in Rheinland-Pfalz zu unterhalten. Christine Hach (C.H.), Dr. Gunter Mahlerwein (G.M.) und Walter Dörrich (W.D.) im Gespräch mit dem Wonnegauer Magazin:

 

Seit 2005 ist das Museum neueröffnet, wie kam es dazu und was hat sich verändert?

G.M.: Es gab zwei Heimatmuseen in den verschiedenen Ortsgemeinden. 2002 gab es eine Initiative, dass man die Sammlungen zu einem Verbandsgemeindemuseum zusammenlegt. Das Schulhaus hier stand leer. Jakob Scheller, (der damalige Gimbsheimer Bürgermeister, Anm. d. Red.) bis heute sehr aktiv im Museum, hatte die Idee, die Räume in der Schule zu nutzen.

C.H.: Wobei die Räume in keinem guten Zustand waren. Hartmut Noffke, der noch heute dabei ist, hat das alles alleine renoviert. Das war echt irre. Wir haben später erst verstanden, was das eigentlich war. Er war irgendwie immer hier, hat die Böden und die Treppe gemacht, verputzt und mehr. Erst danach konnten wir die Raumkonzepte machen. Wir hatten uns entschlossen, dass es oben die Eiszeit gibt. Wir haben hier ein fast vollständiges Mammutskelett, einen sehr seltenen Wollnashornschädel und sowas. Der Raum ist auch schön angelegt. Wir hatten einfach großes Glück mit der Truppe. Jeder konnte irgendetwas und hat das eingebracht. Im Laufe der Jahre haben wir die Archäologie aufgemöbelt. Wir hatten die typischen Römerfunde. Inzwischen haben wir auch viel von den Franken. Und jetzt werden wir auch von der Steinzeit etwas oben etwas bringen. Das Konzept von einem Museum ist, dass man fixe Ausstellungsräume hat. Doch das besucht man einmal, vielleicht zweimal. Da kann man noch so ein tolles Café haben. Man hat es gesehen und man war dort – das reicht dann fürs Leben. Das ist natürlich blöd für den Museumsbetrieb. Deshalb haben wir auch laufende Ausstellungen. Am Anfang hatten wir acht Ausstellungen pro Jahr. Das war einfach viel zu viel. Jetzt haben wir drei bis vier. Die bekommen wir ganz gut hin. Diese Wechselausstellungen sind uns ganz, ganz wichtig, denn dadurch haben wir einen ganz guten Betrieb. Wir fangen Anfang/Mitte Oktober an, bis in den Mai. Nach Muttertag ist scheinbar keine gute Zeit für Museen, weil es viele andere Veranstaltungen gibt. Seit 2010 haben wir von Januar bis März eine große Kunstaustellung, wo ganz viele mitmachen können. Da ist dann sehr viel los und das Haus richtig belebt. Es gibt ein kleines Kinoprogramm dazu, Vorträge, Führungen und Gespräche mit den Künstlern. Das ist immer ganz schön.

Über Sommer ist hier komplett Pause?

C.H.: Es gibt in der Umgebung viele Hoffeste und anderes. Auf dem Land ist der Sommer irgendwie keine Zeit für Indoorveranstaltungen. Und es läuft hier alles auf freiwilliger Basis. Im Sommer finden wir auch weniger freiwillige Helfer.

Wie sind hier die Konzepte im Vergleich zu den historischen und archäologischen Räumen? Diese sind sehr regional. Ist das bei den laufenden Ausstellungen auch im Fokus?

C.H.: Bei den Kunstaustellungen haben Bewerber früher weltweit, heute auf jeden Fall europaweit ihre Werke eingeschickt. Wir sind ganz scharf drauf, dass auch Leute aus der Umgebung eingebunden werden. Aber wir kriegen von Berlin bis Hamburg und Paris Einsendungen.

G.M.: Dann haben wir auch zu verschiedenen historischen Themen Ausstellungen, zum Beispiel zum Dorfkino. Das war die erste nach Corona. Und dann auch archäologische Ausstellungen. Hier hatten wir bisher drei: zu den Franken, den Römern und von der Steinzeit bis zur Eisenzeit. Ansonsten haben wir ein breites Spektrum, was historische Themen angeht. Wir hatten schon eine Fotoausstellung zu den 50er Jahren, aber auch eine Ausstellung zu der Entwicklung von Sanitäranlagen. Diese nannten wir „Vom Plumpsklo zur Solaranlage“. Also wie sich das Wohnen auf dem Land in den letzten 70 Jahren verändert hat. Oder eine Ausstellung über einem Tanzmusiker, der hier in Gimbsheim gelebt hatte und im vorletzten Jahr gestorben ist, der 50 Jahre lang als Musiker unterwegs war. Wir sind immer am Gucken, dass wir immer auf Themen kommen, die auf Interesse stoßen.

Schon bei meiner Ankunft wurde ich von dem jüngsten Helfer begrüßt. Gideon Kiefer unterstützt das Team bereits mit seinen zehn Jahren, indem er Führungen macht. Der Nachwuchs scheint gesichert. Wie viele ehrenamtliche Helfer gibt es außer ihm, die sich das Museum einbringen?

C.H.: Wir brauchen immer ein, zwei Leute für das Café, dann noch ein, zwei Aufsichten zusätzlich zum Gunter und mir. Wir brauchen Kuchen, der gespendet wird. Zudem muss das alles organisiert werden.

G.M.: Es gibt einen engen Kreis, die immer da sind. Das sind so zehn, fünfzehn. Es gibt aber sicherlich zwanzig, dreißig Leute, die wir ansprechen können, die übers Jahr helfen können. Diese Aufteilung klappt ganz gut. Es funktioniert nicht ohne Leute, die sich engagieren. Hier haben wir großes Glück und es dürfte nicht einer fehlen. Und dann gibt es einen Förderverein. Ursprünglich hatten wir einen Arbeitskreis für das Museum. Nach zwei Jahren haben wir dann aber einen Förderverein gegründet. Unter anderem auch, weil wir noch eine Außenstelle haben: das Tagelöhnerhaus. Dieses wurde von den Eigentümern renoviert. Ich habe damals vorgeschlagen, eine Art Freilichtmuseum daraus zu machen, um das zum Museum dazunehmen. Und dann haben wir einen Verein gegründet.

W.D.: Der Förderverein macht die Verwaltung. Dieser hat ungefähr 150 Mitglieder. Die sind aber nicht alle aktiv. Im Augenblick ist Gimbsheim im Förderverein stark vertreten, die anderen Orte in der VG Eich weniger. Von dort sind Leute ausgeschieden, aber keine nachgekommen. Es wäre schön, wenn man hier wieder welche dazugewinnt.

Der Eintritt ist frei und Sie arbeiten mit Spenden. Kann man trotzdem ungefähr sagen, wie viele Besucher pro Saison das Museum besuchen?  

G.M.: Vor Corona waren es 4.000 pro Jahr und wir haben nur an 35 Sonntagen im Jahr von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Und jetzt nach Corona hatten wir bei der Kinoausstellung 1.200 Besucher und jetzt bei der archäologischen Ausstellung bereits knapp 1.000. Wir kommen also ungefähr wieder hin. Es folgt noch die Frühjahrsausstellung. Das ist die, die am meisten zieht. Hier kommen wir auf rund 1.500 bis 2.000 Besucher nur für diese Ausstellung.

C.H.: Wir haben wenig Gimbsheimer Publikum, aber viele Gimbsheimer Helfer. Für Gimbsheim allein würde sich das Museum nicht lohnen. Aber das ist egal. Hauptsache, es ist voll.

Wenn man durch das Museum geht, sich im Café die Zeit nimmt, um sich zu unterhalten und die zufriedenen Gesichter der Hauptorganisierenden blickt, weiß man, dass sich die Arbeit lohnt. Aus einer alten Schule wurde weit mehr als ein Museum. Es ist ein interkultureller Treffpunkt, in dem Begegnungen stattfinden und die Vergangenheit und Gegenwart die Menschen verbindet. Die Kunstausstellung WASSER ist vom 14.1. bis zum 17.3.2024 sonntags von 14-18 Uhr und nach Vereinbarung zu sehen.

 

Text/Foto: Sissi Steuerwald