In Ober-Flörsheim werden die Gäste im „Zaubergewölbe“ aus dem Alltag entführt. Das Wonnegauer Magazin traf Fabian Kelly, um mehr von der einzigen reinen rheinland-pfälzischen Zauberbühne zu erfahren.

Manche wollen Pilot werden, andere Popstar, Sie wurden Zauberer. Wie wurde Ihre magische Seite geweckt?

Ich komme ursprünglich aus Wörrstadt, bin dort aufgewachsen und habe angefangen mit dem ganz klassischen Zauberkasten zu Weihnachten. Ich habe neben meiner schulischen und beruflichen Ausbildung zuerst die Zauberei als Hobby betrieben. Allerdings habe ich auch schon mit achtzehn meine Firma angemeldet, was relativ schnell und groß gewachsen ist.

Teil dieser Firma ist „Das Zaubergewölbe“. War eine Kleinkunstbühne von Beginn an geplant?

Irgendwann war mein Platz in Udenheim, wo ich zwischenzeitlich gewohnt habe, zu eng und ich habe fast vier Jahre nach einer Bleibe für mich und mein Unternehmen gesucht. Vor über fünfzehn Jahre bin ich so nach Ober-Flörsheim gekommen. Ich habe diese alte Hofreite entdeckt, in der vieles im Dornröschen-Schlaf war und zu der auch ganz klassisch eine rheinhessische Kuhkapelle gehörte. Diese war in einem ganz erbärmlichen Zustand: gestampfter Lehmboden, mit den Überresten, die die Kühe jahrhundertelang hinterlassen haben, teilweise beschädigt. Ich habe mich sofort in diesen Raum verliebt. Nachdem das Wohnhaus, Büro und Lager fertig waren, habe ich 2017 mit der Sanierung des Gewölbes angefangen – größtenteils in Eigenleistung. Es lief wirklich zwei Jahre mit sehr viel Liebe als Hobbyprojekt. Manchmal war es ganz gut, wenn ich von der Bühne runter war, etwas zum Erden zu haben. Da ist das Handwerkliche wirklich sehr gut. Außerdem hatte ich so keinen Zeitdruck. 2019 ist die Kuhkapelle fertig geworden und wurde im Herbst desselben Jahres eingeweiht. Tja, und dann kam Corona.

Damit war es erst einmal nicht mehr möglich, Veranstaltungen stattfinden zu lassen. Wie ging es mit dem „Zaubergewölbe“ weiter?

Nein, es fand erst einmal keine Veranstaltung statt, obwohl eine große Veranstaltungsreihe in 2020 geplant war. 2021 haben wir ein Open Air im Hof gemacht und 2022 hatten wir die erste, richtige Saison im Gewölbe. Und letztes Jahr war normaler Spielstättenbetrieb. Und jetzt geht es munter weiter. Es hat sich bereits im letzten Jahr vom kleinen Geheimtipp zum Dauerbrenner etabliert. Wir haben Stammkunden, die wirklich jede Veranstaltung besuchen. Außerdem gibt es viele, die wirklich aus der Region kommen. Wir haben auch Gäste, die von weiter herfahren. Dass so viele aus der Nachbarschaft oder den umliegenden Dörfern kommen, ist nicht ganz selbstverständlich, da doch viele lieber nach Frankfurt oder Mannheim oder andere Städte fahren.

Wie kam die Idee, aus einer Kuhkapelle eine Bühne für Zauberer entstehen zu lassen – gerade, weil Ober-Flörsheim vielen von weiter weg gar kein Begriff ist?

Die Idee dahinter ist auch eigentlich eine verrückte. Als ich damals in dem Gewölbe drinstand und dachte: Das muss ich wiederbeleben, war mir schnell klar, dass es zum einen nichts ist, womit man Geld verdienen kann, und zum anderen, dass ich meine gesamte Zeit nicht komplett verwenden kann, da ich noch viele andere Projekte habe. Deshalb war ich mir bewusst, dass dies ein Liebhaberprojekt werden würde. Aus der Überlegung: Mach ich vielleicht eine Kleinstkunstbühne mit unterschiedlichen Kunstformen, wurde: Es wird eine Zauberbühne. Das hat den Grund darin, dass ich ganz liebe Kollegen aus der Zauberwelt habe, die sonst nur auf großen Bühnen auftreten, und die ich in eine nette Weinbauregion zu mir nach Hause locken kann, um ein schönes Wochenende miteinander zu verbringen. Und bei diesem Besuch treten sie eben auch auf. So ist das Konzept. Ich lade ausschließlich ganz, ganz tolle Kollegen ein, mit denen ich auch freundschaftlich verbunden bin. Diese sind auch wirklich in der deutschen und internationalen Zauberszene anerkannt und renommiert.

Trotzdem ist es sicherlich nicht unbedingt lukrativ, statt auf einer Weltbühne im urigen-kleinen „Zaubergewölbe“ aufzutreten. Die Kollegen kommen trotzdem sehr gerne. Was ist das Geheimnis?

Wir freuen uns einfach, ein schönes Wochenende miteinander zu verbringen, nach der Vorstellung in meinem Garten zu sitzen und einen leckeren Wein zu trinken. Und sie freuen sich mittlerweile auch sehr auf das Gewölbe, weil sich herumgesprochen hat, dass es eine ganz besondere Atmosphäre hat. Es ist halt eben hautnah. Wir haben 65 Sitzplätze. Die Bühne ist gerade mal drei Meter breit und zwei fünfzig tief. Die Zuschauer sitzen unmittelbar dran. Das ist für einen Zauberer auch eine Herausforderung. Man sieht viel mehr. Das ist immer sehr lustig, wenn die Kollegen fragen: „Gibt es auch eine Beschallung?“ Ich sage dann: „Ja, natürlich. Es gibt eine Beschallung und Beleuchtung – alles hochmodern.“ Wenn sie dann als nächstes fragen, ob ich auch ein Headset-Mikro habe. Sag ich auch: „Natürlich, habe ich da. Das braucht ihr aber nicht.“ Da realisieren sie das erste Mal, dass es etwas anders wird als normalerweise. Dadurch entsteht aber so eine Wohnzimmeratmosphäre, die es sehr intensiv macht. Ich trete ja auch bei mir im Gewölbe auf und spüre selbst, wie besonders es das macht. Zauberei entsteht ja eigentlich zwischen dem Zauberer und dem Zuschauer in einem nicht greifbaren Raum. Das merken die Zuschauer und das merken die Künstler auf der Bühne – dadurch wird jeder Abend sehr intensiv und sehr besonders.

Das Besondere lebt aber auch davon, dass es nicht jede Woche fast jeden Abend eine Veranstaltung gibt.

Exakt. Es sind wirklich zwei ganz ausgewählte Tage pro Monat von Mai bis September. Das ist so ein bisschen die Zeit, wo wir nicht mit den Dinnershows so stark unterwegs sind. Da ist es ein kleinbisschen ruhiger. Aber es soll eben auch eine ganz besondere Veranstaltung bleiben. Dafür sorgt auch, dass die Gäste dann bei mir zuhause sind, auf unserem Hof und Grundstück. Wir haben Stehtische in unserem schönen mediterranen Innenhof. Weshalb es viele genießen, auch schon eine Stunde früher zu kommen und bei einem Gläschen Wein zu quatschen.

Das nahe Beieinandersein wird beim „Zaubergewölbe“ großgeschrieben oder täuscht das?

Zauberei ist ja auch ganz viel Kommunikation. Die Kollegen, die bei mir auftreten, wie ich selbst auch, sehr viel interaktive Zaubereien machen, wo das Publikum miteingebunden wird, ist es das Tolle, dass die Zuschauer das direkt austauschen können. Das können sie in der Pause, wie auch nach der Show. Es ist eben nicht anonym, wie bei einer Großveranstaltung.

Worauf dürfen sich die Besucher des „Zaubergewölbes“ in diesem Jahr freuen?

Die Kollegen, die kommen, sind eine ganz tolle Mischung. Thomas Otto ist vielleicht dem einen oder anderen ein Begriff, da er einer der bekanntesten Varieté Conférenciers und Zauberer ist, z.B. Palazzo Mannheim, Winterrevue vor zwei Jahren. Er wird die Saison des „Zaubergewölbes“ im Mai eröffnen. Im Juni kommt Hannovers Meister-Mogler DESiMO, der durch spitze Pointen und überraschende Wortspiele brilliert und zum Zaubertrick auch mal locker-lustige Strophen singt. Im Juli stehe ich mit meinem Soloprogramm das „Erinnerungsstück“ auf der Bühne, wo ich die Zuschauer mit in meine Kindheit nehme und mich gemeinsam mit ihnen erinnere. Dieses Jahr gibt es auf vielfachen Wunsch im August zwei Familien- Mitmach-Zaubershows mit Jan Martensen aus Kiel, wo das eine oder andere Zauberkunststück auch erlernt wird, während man bei den Abendveranstaltungen „die Katze im Sack“ kauft. Ich kann versprechen: Es wird auf jeden Fall ein sehr, sehr schöner Abend. Ich bin da, aber mehr wird nicht verraten. Zum Saisonfinale im September erzählt der Deutsche Meister der Zauberkunst, Alexander Merk, magische, fantasievolle Geschichten und zaubert sich mit seiner ganz eigenen Art der Magie in die Herzen seines Publikums.

Leider sind beide Veranstaltungen im Mai bereits ausverkauft. Wer kein Glück hatte, eine der begehrten Tickets zu ergattern, der darf gerne bei einer der anderen Shows zu Gast sein. Alle Infos und Veranstaltungen finden sich online unter www.zaubergewölbe.de

Danke für das zauberhafte Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit dem „Zaubergewölbe“ und den anderen Projekten von KellyEntertainment.

Text: Sissi Steuerwald

Foto: Ben Pakalski