„Hunger auf Aromen“

Eine Vorstellung Branko Drljačas – Gewinner des World Drinks Awards 2021 in der Kategorie „bestes Destillat aus Steinobst“

Bereits als junger Mensch entdeckte Branko Drljača seine Affinität zur Sensorik und zu Aromen. Anfangs tat er sich mit Freunden zusammen, mit welchen er in regelmäßigen Abständen Whisky Abende veranstaltete und sich austauschte. Mit Hilfe von Büchern, Zeitschriften und Zeitungsartikeln erweiterte er sein Wissen über Whiskys, Aromen und Sensorik.

Neben den Whiskys bemerkte Branko, dass es auch in seiner Heimatregion Rheinhessen einiges zu entdecken gibt. Vom schottischen Whisky wich er nun ab zu Weinen aus der Region und schaute sich auch im übrigen Deutschland, in Frankreich und Spanien um. Etwas später, im Jahr 2010, kam ihm die Idee, das alte Gut seines Großvaters in Bosnien und Herzegowina wieder aufzubauen. Zusammen mit seinem Vater erweckte er dieses wieder zum Leben. Im Zuge dessen kam auch die Idee, einen eigenen Slivovic zu brennen – ein Obstbrand aus Zwetschgen. So baute Branko 500 Zwetschgenbäume, sowie einige andere Obstsorten auf dem ehemaligen Gut seines Großvaters an. Im Jahr 2013 konnte er schließlich seinen ersten eigenen Brand produzieren. Die allererste Flasche wird noch immer in Ehren gehalten. Jahr für Jahr wurde der Ertrag der Bäume mehr. Die Menge der Flaschen variiert jedoch noch immer mit der Natur, denn es kann nur so viel hergestellt werden, wie die Bäume hergeben. Denn hier entsteht nur die Premiumlinie ganz nach der Philosophie „Qualität vor Quantität“. Die Leidenschaft zu seinen Bränden kann man auch am Etikett des Zwetschgenbrandes erkennen: Ein kleiner Wasserfall – auf slawisch „Slap“ genannt. Inspiriert wurde dieser von dem Fluss in der Nähe des Gutes, der Una. Da Branko selbst die Una im Herzen trägt, war es ein passendes Symbol für seinen ersten eigenen Slivovic.

Neben dem Zwetschgenbrand entstehen in Brankos Gut auch Apfelbrände, ein Williamsbrand, ein seltener Schwarzkirschenbrand und Gin. Aufgrund der damit verbundenen Bürokratie sind diese Brände in Deutschland jedoch nicht zu kaufen, sondern lediglich auf dem Gut in Bosnien und Herzegowina.

Der Slivovic besteht aus drei verschiedenen Zwetschgenarten, ist ein Blend aus fünf verschiedenen Destillaten und geht einen Weg durch sieben Fässer aus drei verschiedenen Hölzern. Branko selbst beschreibt es wie ein Schweizer Uhrwerk, an dem man viele Rädchen drehen muss, bis das perfekte Ergebnis entsteht. Und die viele Arbeit und Leidenschaft haben sich gelohnt, denn 2021 gewann er mit dem Zwetschgenbrand den World Drinks Awards in der Kategorie „bestes Destillat aus Steinobst“. Der Siegerbrand existiert nur in einer limitierten Auflage von 100 Flaschen.

Im Jahr 2018 absolvierte Branko den Edelbrandsommelierkurs an der Genussakademie Bayern. Hier bekam er seinen Sensorikschein. Als geprüfter Sensoriker kann er an Prämierungen für Edelbrände teilnehmen. So findet man ihn in der Prüfungskommission bei den Prämierungen der World Drinks Awards, International Spirit Award, Bayern Brand, Baden Best Spirits und Kammerpreismünze Rheinland-Pfalz. Nebenbei unterrichtet er selbst an der Genussakademie Bayern. Und all dies ist sein Hobby und seine Leidenschaft, denn hauptberuflich ist Branko noch
immer als Industriemeister der Fachrichtung Chemie angestellt.


Ein weiteres Herzensprojekt Brankos ist die ALEA Aromabox zur Sensorikübung, welche er selbst entwickelt und hergestellt hat. Mit seinem chemischen Fachwissen konnte er 25 Aromen auf natürliche Weise konservieren. Die Idee dazu kam ihm, da er selbst in seiner Laufbahn Unmengen an Geld ausgeben musste, um für die Sommelier Ausbildung üben zu können. Die ALEA Aromabox wurde speziell für Obstbrände entworfen und beinhaltet neben einer Anleitung 25 Aromen von Bränden, Geisten, typischen Aromen, die man in Obstbränden findet und typische Fehler in den Bränden. Alles an der Box wurde von Branko selbst mit Liebe und Leidenschaft hergestellt. Käuflich zu erwerben ist die ALEA Aromabox für 80 Euro auch nur bei ihm selbst.

Text: © Jessica Bömicke
Bilder: © Marco Gehnen, Branko Drljačas