Initiatorin des neuen Cafés und der Weinbar ist die Evangelische Kirchengemeinde Westhofen. Nils Bührmann, der Pastor der evangelischen Gemeinde, und Jana Herweck treffen sich mit uns auf der Terrasse neben dem evangelischen Gemeindehaus, die schon einen ersten Eindruck vom späteren Open Air-Café vermittelt. Die Tische und Stühle stehen abgedeckt bereit, die Sonne strahlt und der Ausblick ist typisch Wonnegau: einfach herrlich. Im Gespräch teilen uns die beiden stellvertretend für das Organisationsteam ihre LichtBlick-Vision von Gemeinschaft in Westhofen mit.

Wie kam es zur Idee in Westhofen ein Café zu eröffnen?

Nils Bührmann: Aus meinen Studentenzeiten war ich es gewohnt, in Cafés zu arbeiten. In meinem ersten halben Jahr hier in Westhofen, als ich angefangen hatte, ist mir schon aufgefallen, dass es so etwas hier echt nicht gibt. Das fand ich doch erstaunlich bei so einem schönen Winzerörtchen. Es gibt auch kaum Straußwirtschaften, wenn ich das richtig überblicke. Aber da war ein Café noch utopisch. Aber im Herbst letzten Jahres, als ich hier ein bisschen angekommen war und auch mehr Leute kennengelernt hatte, habe ich Jana und ihre Mama Gudrun Herweck angesprochen. Wir waren quasi das Kernteam und haben dann aber relativ schnell Fritz Selzer dazugewonnen. Fritz ist Koch im Ruhestand. Gudrun ist im Ruhestand und kennt sich super gut mit Wein und Personaleinarbeitung aus. Sie war ja auch Weinmajestätin. Und wir, Jana und ich, sind für das Organisatorische drumherum zuständig.

War es von der Idee bis heute ein leichter Weg?

N.B.: Wenn man ein Café mit Weinbar aufmacht, passiert ja plötzlich ganz viel. Zuerst braucht man eine Konzession. Wenn man diese will, hat man plötzlich das Veterinäramt mit an Bord. Die IHK als gesundheitsunterweisendes Amt. Dann war im Boot das Bauamt und noch welche. Für eine Konzession braucht man ein polizeiliches Führungszeugnis, ein Gesundheitszeugnis, Auszug aus dem Gewerbezentralregister, Steuerunbedenklichkeitbescheinigung und vor allem, das war ganz wunderbar, einen ganzen Tag IHK-Unterweisung nach Lebensmittelhygieneverordnung Paragraph 4. Ja, das war genauso trocken, wie es sich anhört. Was für uns dann noch ein Ding war: Wir hatten tollen Kontakt zum Veterinäramt. Er ist ganz spontan gekommen, hat sich alles angeguckt und uns beraten, was wir machen müssen. Wir haben alle Umbauten ehrenamtlich gemacht und er kam wieder, hat es abgenommen und die Sache war durch. Das Bauamt brauchte aber eine Nutzungsänderung. Wir hatten hier nur eine Teeküche eingetragen und für solch einen Betrieb muss eine Küche eingetragen werden. Es geht dann noch um Barrierefreiheit, Parkplätze und was weiß ich. Das ist das, woran es gerade noch hängt. Das Bauamt hat alles. Sie müssen nur noch unterschreiben und dann haben wir die Konzession.

Neben den gesetzlichen Voraussetzungen brauchte es aber sicherlich noch mehr, damit hier ein Café entsteht, oder?

N.B.: Wir haben 46 Sitzplätze und das Mobiliar musste irgendwo herkommen. Die Kirchengemeinde ist im Hintergrund Initiatorin, aber nicht Betreiberin im eigentlichen Sinne, denn es soll ja ein Café von und für Westhofener sein. Deshalb kann sie nicht alles bezahlen. Wir haben also vor allem die Weingüter und ein paar andere Leute, die auf uns selbst zugekommen sind, angefragt, ob sie dieses Mobiliar stiften. Das heißt, sie haben uns das Geld überwiesen, bekommen natürlich eine Spendenbescheinigung und es wird die Tage noch überall eine Plakette draufkommen: Gestiftet von … Und das ist nicht nur toll, dass wir dieses Mobiliar haben, sondern dann sitzt auch direkt Westhofen hier zusammen.

Zeigt dieses Engagement auch, dass der Bedarf an einem Café als Treffpunkt groß ist?

N.B.: Ich glaube, wir haben das Riesenglück, dass hier das Gemeindehaus mit diesem Vorplatz steht. Es ist mitten im Ort, schön gelegen, viel Licht, deshalb unter anderem auch „LichtBlick“. Es bedeutete aber auch gleichzeitig, dass es noch sehr viel Arbeit braucht. Es gab ein Beet mit wuchernden Bodendeckern. Weiter hinten gab es Gestrüpp in einer Ecke, die wir jetzt gepflastert haben. Und der ganze Boden hier war vor fünfzehn, zwanzig Jahren mal gemacht worden und seitdem ist nie wieder was passiert. War also auch durch. Der Boden musste vorbereitet werden, was schon mal zwei lange Aktionstage gebraucht hat. Hier hat uns die Ortsgemeinde unwahrscheinlich unterstützt und hat uns mit ihrer Rolle den Kies gebracht. Wir hätten diese Tonnen von Kies gar nicht allein herbringen können. Die Umbauten vom Vorplatz waren vom rein körperlichen das Schlimmste hier und auch die Leute immer wieder zusammenzukriegen.

Jana Herweck: Das ist aber etwas, das wirklich eine sehr schöne Erfahrung war und mich sehr positiv beeindruckt hat, dass ganz viele direkt dabei waren und sich angeboten haben und auch jetzt noch auf uns zukommen und fragen: Wie kann ich euch denn unterstützen? Wie kann ich helfen? Das ist wirklich schön zu sehen, dass da viel Engagement und Bereitschaft ist auch mitzugehen.

Der Gedanke Westhofen für Westhofen hat schon im Vorfeld funktioniert und ist auch Kern dessen, wie das Café später umgesetzt werden soll – über ehrenamtliche Helfer und Westhofener, die sich hier einbringen. Ist das richtig?

N.B.: Genauso! Wir haben parallel zu den Arbeiten hier schon begonnen, eine Art Teampool aufzubauen. Zuerst haben wir Bekannte angefragt, ob sie sich eine Mitarbeit vorstellen könnten und ganz viele haben gesagt, dass sie bereit wären, mal eine Schicht zu übernehmen. Wir haben auch junge Leute, denn schon ab 16 darf man hier mithelfen und da sagen wir auch, dass das was an Trinkgeld abfällt ganz für die Leute ist, die hier arbeiten. Ich hätte das als Jugendlicher ziemlich cool gefunden. Diese Geschichte mit Ehrenamtlichen läuft mittlerweile so gut, dass ich auch E-Mails beantworte, in denen drinsteht: Wir haben gehört … und würden gerne mitmachen. Dabei haben wir noch nicht einmal etwas im Amtsblatt oder so veröffentlicht. Damit steht und fällt es aber auch letztlich. Es steht alles soweit bereit, bis auf die Konzession, und wir hoffen, dass die Leute dann kontinuierlich kommen. Wir möchten natürlich auch den Besucher:innen in Westhofen etwas anbieten. Wir haben ja den Wohnmobilstellplatz und Westhofen ist irgendwie so ein bisschen Drehkreuz für Radfahrer und so. Ich bin schon öfter angesprochen worden, wo man hier einen Kaffee trinken oder einfach mal auf Toilette gehen kann. Und es hängt natürlich auch davon ab, ob wir einen Personalstamm aufbauen können, der das kontinuierlich versorgt.

Um bei der Kooperation zu bleiben – es hat natürlich auch einen biblischen Hintergrund: „Suchet der Stadt Bestes“. Das ist quasi der theologische Hintergedanke, warum wir das machen. Wenn jetzt eine Firma, ein Privatmensch, ein Verein, ein Winzer sagt: Ich finde es toll und würde mich wirklich gerne mehr einbringen; finanziell und mit Personal, dann ist er willkommen. Wir haben den Platz. Wir haben es initiiert und hoffen einfach auf Leute, die sagen: Ich bring mich mit ein. Damit wir in Westhofen etwas haben. Für uns als christliche Gemeinschaft ist es ein Angebot, für alle in Kontakt zu kommen, jeder kann das Angebot wahrnehmen und das ist für uns toll. Wir interessieren uns für den Ort, wollen uns da reinbringen und Nächstenliebe leben, zu sozialverträglichen Preisen, ohne zu missionieren

Auf dem Vorplatz ist alles vorbereitet, doch irgendwann wird es kalt und Herbst und Winter kommen. Wie ist der Plan für diese Jahreszeiten?

J.H.: Wir haben es jetzt erst einmal als Sommercafé geplant und auch nur bis Oktober. Weil wir auch erst einmal sehen müssen, wie es läuft und ob es angenommen wird. Wir haben die Möglichkeit, wenn es mal regnen sollte das auch nach drinnen zu verlegen. Da muss man dann aber auch sehen, wie es da dann angenommen wird. Kommen dann überhaupt Leute?, weil der Charme und der Reiz ist natürlich schon hier draußen. Und danach werden wir es uns weiter überlegen.

N.B.: Mein Traum für nächstes Jahr, denn das alles hier basiert auf einem Traum, ist es tatsächlich, dass wir an mehr Tagen geöffnet haben können. Und natürlich würden wir dann auch früher aufmachen, soweit es relativ zuverlässig schön ist, vielleicht April oder Mai. Dieses Jahr haben wir es einfach nicht früher geschafft.

Ein Ziel von LichtBlick ist es, Wein von allen ortsansässigen Winzern anzubieten, sodass man hier Westhofen erleben und auch schmecken kann?

J.H.: Genau. Wir haben pro Weingut zwei Weine ausgewählt, die auf der Karte sein werden. Und wir werden pro Öffnungstag oder pro Wochenende – das ist noch nicht ganz klar – zwei Weine geöffnet haben, die wir dann im offenen Verkauf haben. Ansonsten kann man aber dann auch jederzeit Flaschen kaufen.

Was erwartet die Gäste außer einem schönen Ambiente, netten Menschen und Gespräche, wenn sie hierherkommen?

N.B.: Dann gibt es nicht nur von 18 Weingütern zwei ausgewählte Weine, sondern auch gute Kaffeespezialitäten und hausgemachte Kuchen, Spundekäs und Brezeln und es gibt eine Kooperation mit dem „Grünen Baum“. Wir haben eine Auswahl von ihren Speisen auf unserer Karte, die bestellt werden können. Wir werden an den Wochenenden auch Aktionen haben, die schon angedacht sind, zum Beispiel ein Pulled Pork Abend mit Burgern, Flammkuchenabend, Live-Musik, Vortragsabende, usw. Einfach, dass es hier lebendig ist und da habe ich echt richtig Lust drauf.

„LichtBlick“ wird ab Juli jeden Samstag und Sonntag ab 14 Uhr geöffnet sein. Weitere Infos und die Veranstaltungen sind auf LichtBlick – Café & Weinbar für Westhofen (https://lichtblick-westhofen.de) und auf Instagram unter www.instagram.com/cafe_lichtblick zu finden.

Text: © Sissi Steuerwald
Bilder: © Nils Bührmann