Für den nun zwölften Restauranttest hat es unsere Restauranttester in die VG Wonnegau nach Bechtheim verschlagen. In die einzige Gaststätte, die dem kleinen Dorf noch verblieben ist und die nach langer Zeit mit Frau Schick eine würdige Nachfolgerin gefunden hat. Die ehemalige Bürgermeisterin von Bechtheim hat sich damit mutig in das Wespennest Gastronomie getraut. Ob erfolgreich oder nicht, sehen wir im nachfolgenden Test. So viel vorweg: Es war einer der schwierigsten Restauranttests mit sehr vielen Höhen und Tiefen und mit Abstand die schwierigste Bewertung, die unsere Tester je abgeben mussten. Doch dazu später mehr.

Unseren Testern war der Bechtheimer Hof noch in Erinnerung, als die Gaststätte von Familie Dürkes geführt wurde und es sich um eine gemütliche Dorfkneipe handelte. Dieses Ambiente hat sich durch den Umbau etwas geändert. In den alten, liebevoll restaurierten Räumlichkeiten erwartete die Tester eine gemütliche, an die Geschichte des Gebäudes erinnernde Einrichtung. Im Obergeschoss verfügt die Gaststätte über einen großen Veranstaltungssaal mit Bühne und einer Außenterrasse. Aufgrund des schönen Wetters, wählten auch unsere Tester hier unter einem großen Sonnenschirm ihren Platz.

Nach der netten Begrüßung dauerte es eine Weile, bis die Speisekarte gereicht wurde. Ein wenig später kam auch die Weinkarte. Eine Getränkekarte, wie in anderen Gaststätten üblich, war nicht vorhanden. Die Tester erkundigten sich nach einem Aperitif, konkret nach einem Martini, den der Bechtheimer Hof leider nicht bieten konnte. Alternativ wurde Aperol Spritz, Hugo oder Sekt angeboten. Da unsere Tester darauf keine Lust hatten, entschieden sie sich, direkt zur Weinverkostung überzugehen.

Die erste Enttäuschung folgte bei einem Blick in die Weinkarte. Für einen Ort wie Bechtheim, mit zahlreichen Top-Winzern, hätten unsere Restauranttester eine entsprechende Weinkarte erwartet. Im Weißweinbereich gab es im offenen Ausschank jedoch lediglich zwei Silvaner, einen Müller-Thurgau, einen Riesling und einen Grauburgunder. Leider waren dies überwiegend Rebsorten, mit denen sich unsere Tester nicht anfreunden konnten. Natürlich ist dies eine subjektive Empfindung, doch ein Weißburgunder statt einem der beiden Silvaner wäre hier vielleicht eine schöne Alternative. Die Wahl fiel schließlich auf den Grauburgunder. Im Rotweinbereich sah die Situation ähnlich aus. Zur Auswahl standen lediglich ein trockener Dornfelder und ein halbtrockener Bechtheimer Rotwein ohne Angabe der Rebsorte. Unsere Tester wählten zwei Roséweine. Der milde Portugieser Rosé aus dem Bechtheimer Weingut Machmer schmeckte ihnen ebenso gut wie der halbtrockene Vertreter des Weingutes Mankel. Auffällig war, dass das Weingut Mankel mit drei verschiedenen Orten angegeben war. Dabei waren diese jedoch teils durch die Formatierung der Weinkarte abgeschnitten, sodass die Tester nicht genau zuordnen konnten, woher der Wein kam.

Auf der Rückseite der laminierten Karte wurden elf Flaschenweine von genau den namenhaften und ausgezeichneten Winzern angeboten, die unsere Tester gerne im offenen Ausschank verkostet hätten. An diesem Abend kam es für unsere Tester allerdings nicht in Frage eine ganze Flasche Wein zu bestellen. Denn gerade in einer Weinbaugemeinde wie Bechtheim ist die Verkostung verschiedener Weine ein besonderes Highlight.

Die doppelseitige, laminierte Weinkarte überzeugte unsere Tester optisch nicht besonders. Aufgrund der Spaltenbreite der Weinkarte konnten zudem nicht alle Winzernamen und Orte erkannt werden. Positiv hervorzuheben ist, dass die Analysewerte Alkohol, Säure und Restzucker angegeben waren. Der Jahrgang des Weines fehlte jedoch sowohl im offenen Ausschank als auch bei den Flaschenweinen. Das Preisniveau lag bei allen offenen Weinen einheitlich bei 2,90 Euro für 0,1 Liter und 4,80 Euro für 0,2 Liter und wurde von unseren Testern als gut bewertet. Die Flaschenweine kosteten alle um die 20 Euro.

Der Bechtheimer Hof legt bei seinen Speisen viel Wert auf den regionalen und frischen Einkauf der Produkte. Somit wird auch die Speisekarte immer an die saisonal verfügbaren Produkte angepasst und funktional auf einem DIN A5 Klemmbrett präsentiert. Neben der Speisekarte gibt es jede Woche eine besondere Empfehlung des Hauses.

Bei den Vorspeisen konnte unter sechs verschiedenen Gerichten gewählt werden. Unsere Tester entschieden sich für die gebratenen Garnelen mit Tomatenragout, Aioli und Wasabigurke für 13 Euro und Tatar vom Rind mit Röstbrot, Ei und Cholulacreme für 16 Euro. Zur Auswahl standen außerdem eine Hochzeitssuppe, eine Currycremesuppe mit gebackenen Garnelen, ein Marktsalat und gebackener Camembert mit Preiselbeeren, Salatbouquet und Toastbrotscheiben.

Um 19:50 Uhr, 35 Minuten nach der Bestellung, kam ein Gruß aus der Küche. Eine mediterrane Streichcreme mit Brot wurde serviert. Das Körbchen wurde auf dem Tisch platziert, Teller oder kleine Messer gab es jedoch nicht. Da der Nachbartisch, der ebenfalls den Gruß aus der Küche bekommen hatte, gleichzeitig auch kleine Tellerchen bekommen hatte, vermuten unsere Tester, dass diese bei ihnen in der Hektik vergessen wurden. Dies war für sie nicht weiter schlimm, jedoch bei einem Restauranttest eine Erwähnung wert.

Seit dem Eintreffen der Tester im Restaurant und der Bestellung waren nun mehr als eine Stunde vergangen, als endlich die Vorspeisen serviert wurden. Eine solch lange Zeit mussten die Restauranttester noch nie in einem anderen Restaurant warten. Insgesamt waren bei zwei Servicekräften und einem Koch neun Tische besetzt. Als Entschuldigung für die lange Wartezeit wurde das zweite Getränk aufs Haus herausgegeben und erklärt, dass der Koch allein in der Küche sei, da die Chefin, die sonst in der Küche hilft, krank sei.

Die ausgezeichnete Garnelenvorspeise zeigte deutlich, dass der Koch sein Handwerk versteht. Es war eine sehr tolle Kombination von verschiedenen Aromen, die perfekt aufeinander abgestimmt waren. Auch die Portionsgrößen der Vorspeisen waren absolut in Ordnung. Das Tatar vom Rind wurde ebenfalls frisch zubereitet und schmeckte den Testern vorzüglich.

Zur Hauptspeise gab es elf Gerichte zur Auswahl, worunter sich zwei auch für Vegetarier eignen. Zusätzlich gibt es speziell für Kinder vier verschiedene Gerichte. Unsere Restauranttester hatten sich für die wöchentliche Empfehlung: ein Hacksteak mit Spiegelei auf mediterranem Gemüse mit kleinen Kartöffelchen für 17 Euro und das Argentinische Rumpsteak im gewünschten Gargrad medium rare mit toskanischem Pfannengemüse, Süßkartoffelpommes und Schmorrzwiebeln für 28 Euro entschieden.

Aufgrund des recht gewachsenen Hungers wurden die Vorspeisen zügig gegessen. Daraufhin mussten die Tester nochmals 25 Minuten auf den Hauptgang warten, der um 20.55 Uhr – knapp zwei Stunden nach dem Eintreffen – serviert wurde.

Das Hacksteak schmeckte den Testern gut, das Gemüse war bissfest und die Kartoffeln ebenso wie die dazu angebotene Sauce sehr schmackhaft. Dem Wunsch nach ein wenig mehr Sauce wurde mit einem separaten Saucenbehälter, der zusätzlich gereicht und nicht später in der Rechnung berechnet wurde, entsprochen.

Das Fleisch des Argentinischen Rumpsteaks hatte eine fantastische Qualität. Leider wurde der Gargrad verfehlt. Da das Fleisch nur mit einer leichten Rosafärbung bei unseren Testern ankam, entschieden sie sich, dies zu reklamieren. Insbesondere, da sie bereits eineinhalb Stunden auf die Hauptspeise gewartet hatten und die Erwartungen nach den vorzüglichen Vorspeisen hoch waren. Die Reklamation wurde professionell und sachlich aufgenommen und innerhalb kürzester Zeit wurde ein neues Rumpsteak mit richtigem Gargrad serviert. Unsere Tester freute es sehr, dass der Koch persönlich kam und sich entschuldigte beziehungsweise erklärte. Im Laufe des Gespräches erwähnte er, dass er das Fleisch in der Regel nach dem Sous Vide Garverfahren zubereitet. Den Gargrad medium rare könne er bei seiner Vorbereitung dieses Garverfahrens allerdings nicht so gut zubereiten. Er gab den Testern den Tipp, beim nächsten Besuch medium zu bestellen. Denn bei dem angewendeten Garverfahren, dem Sous Vide Garen, wird mit mehrstündigem Vorgaren bei Niedrigtemperaturen das Roastbeef Fleisch tatsächlich so zart und saftig, dass es einem Rinderfilet ähnelt. Unsere Tester sind sich sicher, dass sie beim nächsten Besuch im Bechtheimer Hof diesem Tipp nachkommen werden und geben diese Empfehlung gerne weiter.

Sowohl das fast durchgebratene Rindfleisch als auch das mit dem richtigen Gargrad waren von einer ausgezeichneten Qualität. Insofern gehen unsere Tester davon aus, dass es sich bei dem Rumpsteak um das Beste handelt, dass sie im Wonnegau je in einem Restauranttest gegessen haben.

Nach den recht großen Portionen der Hauptspeisen, wurde zum Abschluss des Abends eine Creme Brûlée für 4 Euro geteilt. Das selbstgemachte Dessert kam mit einer krossen Karamellschicht und schmeckte den Testern vorzüglich. Auch die anderen Desserts in der Karte: lauwarmer Schokokuchen, Eispraline, Eiskaffee und Espresso mit Vanilleeis, sowie Eis oder Sorbet nach Tagesangebot waren preislich extrem günstig, zumal die Qualität, die geboten wurde, sehr gut war

Auch wenn die Gesamtumstände, insbesondere die langen Wartezeiten, alles andere als optimal für den Bechtheimer Hof liefen, überwiegt der gesamte positive Eindruck des Besuches. Die Wartezeiten entschuldigen unsere Restauranttester damit, dass sowohl die Servicekraft als auch der Koch sehr nett, bemüht und zuvorkommend waren und sich liebevoll um sie gekümmert haben. Aufgrund personeller Engpässe waren sie allerdings nicht in der Lage, das abzuliefern, was wohl üblicherweise machbar und auch der eigene Anspruch sei. Da die Situation in der Gastronomie, insbesondere personell, sehr schwierig ist, wollen unsere Restauranttester in der Bewertung hierfür jedoch nicht allzu viel Punktabzug vornehmen. Denn trotz der langen Verweildauer von zwei Stunden und 45 Minuten, die so nicht geplant war, fanden sie ein insgesamt sehr gutes Essen vor. Was das Rumpsteak angeht, werden unsere Tester auf jeden Fall wieder nach Bechtheim kommen und empfehlen, den Gargrad medium zu wählen.

Insgesamt zahlten unsere Tester 92 Euro und waren mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis sehr zufrieden. Der Bechtheimer Hof, der auch Fremdenzimmer mit anbietet, ist auf jeden Fall eine Bereicherung für den kleinen Weinbauort! Eine tolle Gaststätte mit einem sehr guten Koch, bei der man bei gutem Wetter schön draußen sitzen kann.

Schön wäre es, wenn im offenen Weinbereich auch der ein oder andere edle Tropfen der tollen Bechtheimer Winzer angeboten werden würde. Hierfür kann, nach Meinung der Restauranttester, auch vom Einheitspreis 4,80 Euro für 0,2 Liter abgewichen werden. Sicherlich gibt es noch mehr Weinliebhaber, die gerne über 5 Euro für einen guten Wein ausgeben.

Text: © Wonnegauer Magazin
Bilder: © Wonnegauer Magazin