Vom Man- und Pettrailing, Bachblüten & Co.
Die Mettenheimer Hundeschule Hundstage
Nadine Mauritz hat den Bürostuhl gegen die Hundeleine getauscht: In einem früheren Leben war sie Bürokauffrau, doch mittlerweile führt sie eine erfolgreiche Hundeschule mit diversen Dienstleistungen. Was Man- und Pettrailing überhaupt ist, an welchen polizeilichen Einsätzen ihre Hunde schon beteiligt waren und wie sie traumatisierten Hunden mit Bachblüten hilft, erzählte uns Nadine Mauritz im wm nachgefragt-Interview.
Frau Mauritz, Sie waren früher mal Bürokauffrau. Im Gegensatz zu einem Bürojob ist die Hundeschule ja doch etwas ganz anderes. Wie kam es denn dazu?
Genau. Ich bin ausgebildete Fremdsprachensekretärin und Kauffrau für Bürokommunikation. Ich habe sehr viele Jahre im Büro gearbeitet und hatte während einer kurzzeitigen Arbeitslosigkeit eine Stelle in einem Tierheim, wo ich viel mit Hunden zu tun hatte. Danach habe ich ein Fernstudium zur Tiertherapeutin begonnen und mein staatliches Diplom gemacht. Zuletzt war ich dann noch Chefsekretärin in einem großen Chemieunternehmen. Weil die Verhältnisse zu Vorgesetzten für mich persönlich schrecklich gewesen sind, habe ich irgendwann beschlossen und gemerkt, dass das einfach nicht mein Leben ist. Viele haben es nicht verstanden, dass ich kündigen wollte. Aber ich war einfach nicht mehr glücklich. Der einzige, der mich in der Entscheidung wirklich unterstützt hat, war mein Mann. Zunächst habe ich dann als freie Trainerin in einer anderen Hundeschule gearbeitet und den großen Trainerschein zum staatlich zertifizierten Hundetrainer gemacht. Ja und irgendwann habe ich den Schritt dann gewagt und mich mit einer eigenen Hundeschule selbstständig gemacht. Das war die beste Entscheidung meines Lebens!
Wow, eine spannende Karriere! Und jetzt führen Sie seitdem die Hundeschule, unter anderem mit einer besonderen Ausbildung im Angebot?
Ja, seit sieben Jahren führe ich nun die eigene Hundeschule und bilde vornehmlich Familienhunde aus. Das heißt Hunde, die für den Alltag mit ihrer Familie gewappnet sein sollen – vor allem, wenn es auch Kinder in der Familie gibt. Vor rund fünf Jahren habe ich dann mit Man- und Pettrailing begonnen und biete seitdem diese Ausbildung für Hunde an.
Für alle, die sich darunter nichts vorstellen können. Was ist Man- und Pettrailing genau?
Als Mantrailing bezeichnet man die Personensuche mit Hund. Man kennt es vor allem von der Polizei. Wenn da eine Person als vermisst gemeldet wird, wird von der Polizei eine Hundestaffel losgeschickt, die die Spur der vermissten Person aufnimmt und nach ihr sucht. Wenn alles gut läuft, können die Hunde die Ermittler bis zum Tatort bzw. bis zur vermissten Person führen. Beim Pettrailing ist es dasselbe Prinzip. Da geht es dann darum, statt einer Person, ein Tier zu suchen.
Und wie läuft so ein Man- und Pettrailing-Training ab?
Wir trainieren immer an verschiedenen Orten: mal Indoor, zum Beispiel im Hornbach, und mal Outdoor, also entweder in ländlicher oder städtischer Umgebung. Die Hunde bekommen vor Ort dann ein Kleidungsstück von einer „vermissten“ Person, um daran zu schnüffeln. Diese „vermisste Person“ ist jemand, der sich einfach freiwillig dazu bereit erklärt, sich am Trainingsort zu verstecken. Von ihr nehmen wir dann ein getragenes T-Shirt, eine Socke, ein von der Person angefasstes Taschentuch oder ähnliches, packen es in eine Tüte und halten es den Hunden dann unter die Nase zum Schnüffeln. Die riechen daran, nehmen so den Individualgeruch des Menschen auf und suchen dann nach der Person. Die Spur, die der Hund dann verfolgt, sind quasi die Hautschuppen der jeweiligen Person, die sie auf dem Weg verliert. Das klappt so gut, weil wir Menschen pro Sekunde jede Menge davon verlieren. Wenn ein Hund die Person dann gefunden hat, zeigt er uns sozusagen an, dass es sich dabei um den „Vermissten“ handelt. Der Hund, der das als Erster schafft, bekommt zur Belohnung immer einen tollen Snack. So etwas wie Fleischwurst, Leberkäs oder ein Frischkäse-Leberwurst-Mix. Einige wenige bekommen auch mal ein Spielzeug.
Wenn das Pettrailing trainiert wird, bekommen die Hunde statt eines Kleidungsstücks ausgebürstetes Fell, ein getragenes Halsband oder ähnliches. Im Training versteckt sich das Tier, fast immer ein anderer Hund, aber natürlich nicht allein, sondern wird von einer Person mitgenommen. Und dann suchen die Hunde eben nach der Spur des anderen Hundes.
Kann denn jeder Hund zum Man- und Pettrailer ausgebildet werden? Oder gibt es irgendwelche Voraussetzungen?
Also die einzige Grundvoraussetzung, die der Hund mitbringen sollte, ist ein gewisser Arbeitswille. Wenn der Hund lieber auf der Couch liegt und froh ist, wenn er die zehn Minuten Gassigehen hinter sich gebracht hat, ist das natürlich schwierig. Das ist dann wirklich harte Arbeit, wenn es sich um einen schwer zu motivierenden Hund handelt. Ansonsten kann das jeder machen. Ein gewisser Spieltrieb ist aber auf jeden Fall von Vorteil. Und die beste Voraussetzung ist Verfressenheit (lacht). Einfach weil die Hunde beim Trailen ja vor allem über Futter gelockt und motiviert werden.
Wenn ich als Hundebesitzer nicht genau weiß, ob so eine Ausbildung das Richtige für mein Tier ist. Gibt es dann die Möglichkeit, vielleicht mal ein Schnuppertraining zu machen?
Ja, die gibt es natürlich. Ich biete das immer wieder an. Dann kann man einfach mal zu einem offenen Training kommen. Zunächst ohne den Hund, damit man als Besitzer erstmal versteht, wie das Ganze funktioniert und abläuft und vor allem auch, um einschätzen zu können, was der Hund alles leisten muss. Gerne schaue ich mir den Hund aber auch einfach mal an, um herauszufinden, wie der Hund in so einem Fall drauf ist. Neben der Einstellung des Hundes ist es auch sehr wichtig, dass der Hundebesitzer mit mir als Trainerin klar kommt. Dafür ist so ein Schnuppertraining natürlich auch sehr gut.
Wenn jemand daran interessiert ist, kann er oder sie sich einfach bei mir per Telefon, Whatsapp oder Email melden und dann sprechen wir alles Weitere ab. Die Kontaktdaten sind auf meiner Webseite www.hunds-tage.de zu finden.
Jetzt haben wir viel über das Training gelernt. Kam es denn auch schon zu richtigen Einsätzen?
Ja, die hatten wir auch schon. Dreimal kam es bereits dazu, dass wir bei einer Personensuche helfen konnten. Und zum Pettrailing wurden wir auch schon drei-, viermal gerufen. Wenn jetzt hier in der Region eine Person vermisst wird, stehe ich meist in Kontakt mit der Polizei und gebe Bescheid, dass wir verfügbar wären. Vor allem, wenn es sich um eine Person handelt, die kein Kind oder alt ist. Denn meist wird die Hundestaffel nur in einer der eben genannten Fälle losgeschickt. Es kann aber natürlich auch mal sein, dass die Hundestaffel deshalb nicht eingesetzt werden kann, weil sie an einem anderen Fall dran ist. Da könnten wir dann auch zum Einsatz kommen. Das war auch schon mal der Fall, als ein Rentner aus Hamm gesucht wurde. Wir sind dann im Winter, als es dunkel war und es geregnet hat, mit unseren Hunden los und haben uns auf die Suche gemacht. Da der Rentner jedoch mit dem Fahrrad kilometerweit unterwegs gewesen ist, konnten wir seinen Weg nicht bis zum Schluss verfolgen. Die richtige Richtung haben unsere Hunde aber erschnüffelt und konnten so der Polizei helfen. Wir waren aber auch schon in Hessen, als es um einen Suizid ging. Da haben die Hunde dann am Wasser angeschlagen.
Für das Pettrailen waren wir auch schon oft in der gesamten Region unterwegs und teilweise an Suchen beteiligt, die sich über zwei Wochen erstreckt haben. Wenn es um die Tiersuche geht, kommen aber vor allem Bekannte auf mich zu, die von meiner Hundeschule und dem Trailen wissen. Außerdem sind bei allen Einsätzen in erster Linie die Hunde dabei, die von mir ausgebildet wurden. Da haben wir auch extra eine WhatsApp Gruppe, in der ich dann nachfrage, wer sofort Zeit hätte und dann treffen wir uns am entsprechenden Ort. Ich selbst habe auch zwei ausgebildete Hunde, wobei der eine noch etwas zu jung ist für Einsätze. Der ältere kommt öfters mit. Wobei ich eher für die Koordination zuständig bin und deshalb am Standort bleibe und von dort aus die Hunde im Minutentakt losschicke.
Ein spannender Einblick in ihre Arbeit! Neben dem Man- und Pettrailing bieten Sie aber auch weitere Dienstleistungen an. Unter anderem die Bachblütenberatung und die Erstellung von individuellen Futterplänen.
Genau. Wenn man die Bachblüten kennt, dann wahrscheinlich eher im Zusammenhang mit Menschen. Man kann sie aber auch bei Tieren anwenden. Im Prinzip sind die Bachblüten ein sehr natürliches Mittel, das sehr sehr gut auf das Innere bzw. die Psyche des Tieres wirkt – und das ganz ohne Nebenwirkungen. Da arbeite ich vor allem gerne mit traumatisierten Tieren zusammen.
Die Bachblüten können nämlich eine sehr hilfreiche Unterstützung sein, wenn es darum geht, Erlebtes zu verarbeiten. Zu mir kommen beispielsweise immer wieder Besitzer mit ihren Hunden, die aus dem Ausland kommen und dementsprechend meistens schon ziemlich viel mitmachen mussten. Diese Besitzer sind oft am Rande der Verzweiflung. Da haben die Bachblüten Tropfen schon etliche Male ihre Dienste geleistet und dem Hund helfen können. Was wahrscheinlich aber viele kennen könnten, sind die Rescue Tropfen. Da sie relativ schnell wirken, wendet man sie in Notfällen an, zum Beispiel wenn es zu einem Unfall kam oder der Hund gebissen wurde. Für alles andere müsste man aber einen Therapieplan erstellen und genau dafür bin ich dann da.
Neben der Bachblütenberatung biete ich auch eine Futterberatung an. Wenn die Besitzer zum Beispiel barfen, also Frischfleisch füttern wollen, oder das Futter auch einfach so umstellen möchten, kann ich dann individuelle Futterpläne erstellen.
Ein breites Spektrum an Angeboten, was Sie da haben! Bieten Sie die Hundepension denn auch noch an?
Nein, leider nicht mehr. 2019 musste ich die Hundepension aus zeitlichen Gründen aufgeben. Die Hundeschule bekam immer mehr Zulauf und beides ging dann irgendwann nicht mehr. Die Hunde in der Pension müssen 24 Stunden am Tag betreut werden, das konnte ich neben der Hundeschule nicht mehr leisten. Was ich aber noch anbiete, ist eine Tagesbetreuung. Also quasi eine Kindertagesstätte für Hunde (lacht). Da können die Hunde morgens gebracht und am Abend wieder abgeholt werden.
Unter www.hunds-tage.de finden Sie alle weiteren Kontaktdatender Hundeschule von Frau Mauritz.
Text: © Wonnegauer Magazin
Bilder: © Privat