Auf der Hauptstraße in Gimbsheim gibt es die feine Manufaktur Reinhardt mit Laden. Darin können Sie Kuchen und Brot in der Dose, Gelees, Chutneys, Pralinen und andere regionale Köstlichkeiten kaufen. Wir sprechen mit Gabriele Reinhardt über ihren Erfolg, ihre Kooperation mit dem Fernsehen und unserer Bundesregierung.

wm: Danke, dass wir einen Blick hinter die Kulissen Ihrer Manufaktur werfen dürfen. Wann und was gab Ihnen den Impuls diese zu gründen?

Gabriele Reinhard: Aufgrund von meiner Erwerbslosigkeit habe ich das Unternehmen 2011 gegründet. Ich wurde arbeitssuchend und habe 180 Bewerbungen geschrieben. Darauf folgten nur Absagen. Man ist doch dann auch schon in einem gewissen Alter und bekommt nicht mehr so leicht einen Job. Deshalb habe ich gedacht: Jetzt mache ich mich selbstständig.

Haben Sie in Ihrem früheren Beruf schon gekocht und gebacken? Welchen Beruf haben Sie gelernt?

Bürokauffrau. Ich habe 27 Jahre im Verkauf gearbeitet und mir dort das Kreuz ruiniert. Deshalb habe ich eine Umschulung gemacht und mich mit vierzig noch einmal zwei Jahre von morgens bis abends auf die Schulbank gesetzt. Ich habe meinen Abschluss als Bürokauffrau gemacht. Ich habe dann im Büro gearbeitet. Aber das ist absolut nicht mein Ding. Ich muss etwas mit den Händen machen, bei dem ich abends sehe, was ich geschafft habe. Und da habe ich gedacht: Du kochst und backst gern, bist kreativ. Mach dich selbstständig.

Der Schritt war sehr mutig, aber sicherlich auch nicht einfach. Welche Hürden mussten genommen werden?

Man bekommt nicht einfach solch eine gewerbliche Küche genehmigt, die man benötigt. Von Zuhause aus darf man das nicht. Zu dieser Zeit habe ich in Pfeddersheim gewohnt, wo eine Metzgerei zugemacht hatte, die nur noch Partyservice anbot. Dort fragte ich nach, ob ich die Wurstküche anmieten dürfte. Gleichzeitig musste ich mit den Ämtern alles Notwendige einholen. Ich sagte, was ich vorhatte und klärte ab, dass ich in dieser Küche produzieren dürfe. Ich startete mit Weingelees – typisch regional. Dadurch hatte ich auch schon die ersten Aufträge von Winzern und auch Alzey sagte jawohl: Die paar Geleechen können Sie dort kochen.

Doch bei den Gelees blieb es nicht. Wie kamen Sie auf die Idee, Kuchen und Brot in der Dose zu produzieren?

In der Wurstküche stand die Dosenschließmaschine und ich dachte: Etwas musst du doch damit anfangen können. Deshalb fing ich damit an, 50 Gramm Gläschen hineinzusetzen und habe diese als Präsent eingedost. Und später dachte ich, dass ich ein Experiment wage und füllte Kuchenteig in Dosen. Und es wurde gut. Also habe ich ausprobiert, wie viel Gramm passen in eine Dose und so weiter. Dann kam natürlich Alzey wieder und sagte stopp, da Kuchenherstellung ein Meisterbetrieb erfordert, wozu es einen Bäckermeister bedarf. Okay. Dann habe ich mir einen Bäckermeister gesucht und es in Handwerksrolle eingetragen, damit alles seine Ordnung hat. Seitdem darf ich mich auch Meisterbetrieb nennen.

Es ging so richtig los, denn die Kuchen in der Dose sind nicht nur regional bekannt.

Ja, die gibt es zum Beispiel auch bei QVC, für die ich mit dem Bäckermeister auch immer wieder etwas Neues kreieren darf. Sie möchten jetzt zehn verschiedene Stollen in der großen, also 500 Gramm, Dose. Wir jetzt schon dabei, diese zu machen. Für die Bundesregierung haben wir jetzt schon circa 34.000 Dosen Zitronenkuchen gemacht. Damals, als ich nur die Gelees gemacht habe, dachte ich, dass es mit dem Weingelee so gut funktioniert, dass ich Biergelee ausprobiert habe. Als es mit dem Rezept geklappt hat, habe ich mich deutschlandweit bei den über 500 Brauereien vorgestellt, präsentiert und gefragt, ob ich Flyer oder ein Informationsblatt schicken darf oder ob sie ein Pröbchen haben möchten. Dann kamen die Rückmeldungen: „Ja, das hört sich interessant an. Wir hätten das dann gern mit unserem Bier.“ Kein Thema. Ich mache das auch mit deren Logo auf dem Geleeglas. Und dann dachte ich: Was mit Bier geht, geht auch mit Whisky. So ging das immer weiter auch mit den Experimenten hin zu den Dosenkuchen.

Das Unternehmen wuchs steig und mittlerweile sind Sie auch nicht mehr in Pfeddersheim. Waren die Räumlichkeiten eines Tages zu klein?

Alzey kam wieder und sagte, dass ich das in den vorhandenen Räumlichkeiten nicht mehr machen kann und andere bräuchte. Ich bin hier aus dem Ort (Gimbsheim, Anm. d. Red.). Deshalb dachte ich: Ja, okay, dann schaue ich mal. Das hier war gerade frei gewesen. Also habe ich es angemietet, habe die Küche alles ordnungsgemäß mit Absprache des Amtes umgebaut, habe das Geschäft 2016 hier eröffnet und bin selbst 2019 hierhergezogen.

Zu Beginn mussten Sie einen Bäckermeister anstellen, doch mittlerweile haben Sie mehr Angestellte. Ab wann war es notwendig Mitarbeiter zu engagieren?

Als ich mit dem Unternehmen nach Gimbsheim zog, habe ich die ersten Mitarbeiter auf Minijobbasis eingestellt. Das lief relativ gut. Wir hatten sehr gute Aufträge, aber es kam Corona und ich musste wieder Mitarbeiter entlassen, da es keine Veranstaltungen mehr gab und die Kunden nichts mehr bestellten. Das war eine sehr, sehr schwere Zeit. Doch ich habe mir gesagt, dass ich mich dann halt wieder alleine durchkämpfe und trotzdem weitermache. Vor einem Jahr ging es dann Schlag auf Schlag. Die Aufträge kamen wieder rein und auf einmal hat das Fernsehen vor der Tür gestanden. Ich wurde angerufen, ob ich auch Eierlikörkuchen für eine Sendung machen würde. „Klar, mache ich“, war meine Antwort. Dann ist der Typ vom Fernsehen gekommen, hat sich umgeschaut, war begeistert von meinem Sortiment und fragte mich, ob ich eine eigene Sendung wolle. Und ich habe Ja gesagt. Jetzt bin ich einmal im Monat in München und bin dort live mit „Gabis Kuchenmanufaktur – Weil Liebe schmeckt“. Bei der letzten Sendung habe ich dort 13.000 Dosen innerhalb von zwei Stunden verkauft. Jetzt ist noch QVC an uns herangetreten und möchten auch auf ihrem Sender Produkte von uns verkaufen.

Apropos Produkte. Was gibt es denn alles in ihrem Sortiment? Es gibt Gelees, Kuchen und Brot in der Dose. Was noch?

Wir haben Pralinen im Winter, Chutneys, Grillsaucen, ein schönes, großes Sortiment an Likören. Dienstags und freitags gibt es frisch gebackenes Brot, das sich die Kunden auch zusammenstellen können. Das sind 750 Gramm Laibe Mischbrot. Diese kann man entweder mit Nuss oder Speck bestellen oder als Röstzwiebelbrot, mit Knoblauch oder Kräuter. Wie es der Kunde gern hätte. Das backen wir aber nur auf Vorbestellung.

Einfach bis spätestens einen Tag vorher anrufen und durchgeben, was man gern hätte, um es dann am Backtag ab zehn/ elf Uhr abzuholen.

Sie sind sehr innovativ, was das Sortiment angeht.

Ja, wir sind immer bestrebt, etwas Neues zu kreieren. Obwohl, im Moment komme ich nicht dazu, etwas Neues zu kreieren. Das Weihnachtsgeschäft geht wieder los, dann kommt Fässer-weise Bier aus den Brauereien. Es gibt aber auch kleinere Läden, die für ihre Kunden ordern, wie Lebkuchenkuchen. Oder man bestellt Glühweingelee mit dem eigenen Logo. Mindestbestellmenge haben wir keine, es sei denn, wenn das eigene Logo gemacht werden muss. Das gestaltet dann ein Webdesigner.

Wobei die Bundesregierung sicherlich kein Problem mit einer Mindestbestellmenge hätte. Wie kam es zu dieser Kooperation?

Ich wurde letztes Jahr in der Weihnachtszeit angerufen und gefragt, ob sie 3.000 Zitronenkuchen bekommen könnten. Für uns kein Thema. Plötzlich riefen sie wieder an und sagten: „Frau Reinhardt, setzen sie sich mal hin. Wir hätten einen etwas größeren Auftrag.“ So ist das einfach gekommen. Nun bin ich auch dabei, mich wieder zu vergrößern, umzubauen. Das Haus hier ist jetzt gekauft worden. Außerdem benötigen wir neue Maschinen, um die Menge bewältigen zu können.

Manche machen im Alter langsam, Sie geben jetzt noch einmal richtig Gas. Was ist für die Zukunft geplant?

Ja, es macht nach wie vor absolut Spaß und ich stehe zu 200 Prozent hinter meinen Produkten. Ich rede auch sehr gerne darüber. Wir sind jetzt sechs Leute, die helfen und es werden nicht die Einzigen bleiben. Wir müssen schauen, wie sich das entwickelt und was die Zeit bringt. Es wäre mir ein Bedürfnis, noch ein paar Arbeitsplätze zu schaffen.

Wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft und sind gespannt, was noch alles entstehen wird.

Wer sich von dem Sortiment und der Qualität überzeugen möchte, kann dies zu den Öffnungszeiten tun. Montags bis donnerstags ist der Laden von 8 bis 16 Uhr geöffnet und freitags von 8 bis 14 Uhr.

Text/Bilder: Sissi Steuerwald