Das Gasthaus „Kollektur“ im Zellertal
Im Rahmen unseres Restauranttestes besuchten wir für die Weihnachtsausgabe ein ganz besonderes Restaurant. Das Gasthaus KOLLEKTUR unter der Führung von Daniel Hinz, gelegen im wunderschönen Zellertal, zwischen den Weinbergen von Rheinhessen und der Pfalz. Das Zellertal ist nicht nur für seine idyllisch-malerische Landschaft bekannt, sondern auch für seine kulinarischen Höhepunkte. Das Gasthaus KOLLEKTUR befi ndet sich in einem barocken Gebäude, das eine reiche, historische Vergangenheit aufweist. Hier saß einst der „Kollektor“, welcher als Amtmann im Namen der Universität Heidelberg die umliegenden Ländereien verwaltete.
Zum Gastraum und Ambiente
Im Gasthaus KOLLEKTUR werden die Gäste mit einer einladenden Mischung aus traditionellem Charme und modernem Design empfangen. Der Boden ist mit schönem Echtholzparkett ausgelegt, dass die natürliche Wärme des Raumes unterstreicht und sofort Gemütlichkeit ausstrahlt. Die Tische und Stühle, ebenfalls aus Holz und liebevoll restauriert,
fügen sich perfekt in das Ambiente ein und bieten außergewöhnlichen Komfort -ideal, um in geselliger Runde lange zu verweilen. Die Beleuchtung ist warm und gedimmt, was für eine behagliche Atmosphäre sorgt, und leise, angenehme Hintergrundmusik begleitet den Abend unaufdringlich. Die Kombination aus alt und neu zeigt sich in der dezenten, puristischen Tischdekoration, die den Fokus auf das Wesentliche legt und den rustikalen Charakter des Raumes modern
interpretiert. Der Gastraum bietet Platz für etwa 40 Personen, wobei die Tische flexibel kombinierbar sind, um auch größeren Gruppen gerecht zu werden. Insgesamt ist der Raum sehr gepflegt, mit einer Balance aus stilvoller Einfachheit und Liebe zum Detail – ein Ambiente, das zum Wohlfühlen und Genießen einlädt. Die Sommerterrasse, mit einem einzigartigen Blick ins schöne Zellertal, bietet zusätzlich Platz für ca. 50 Personen. Hier können auch besondere Events, Hochzeiten oder Feierlichkeiten jeglicher Art ausgerichtet werden.
Zum Service
Zu Beginn wurden wir vom Serviceteam, herzlich und ausgesprochen sympathisch, empfangen. Jahreszeit entsprechend entschieden wir uns für einen Platz im Gastraum, der an einem Donnerstagabend sehr gut besucht war. Die Dame im Service begleitete uns zu dem Tisch unserer Wahl und überreichte uns gleich die Speise- u. Getränkekarte. Vorweg bot Sie freundlich Wasser und einen Aperitif an. Wir entschieden uns für eine Flasche Wasser Medium für 7 € und als Aperitif zwei Lillet Rosé White Peach mit Rosmarinzweig für je 8 €.
Zur Karte
Als Vorspeise wurden Brot & Butter, vier Vorspeisen und ein vegetarisches Hors-d‘œuvre angeboten. Zum Hauptgang standen zwei Fleischgerichte, ein Fischgericht, eine Pastasowie eine vegetarische Speise zur Auswahl. Des Weiteren gab es die Wahl zwischen drei verschiedenen Desserts. Fürdiejenigen, die sich nur schwer zwischen den Köstlichkeiten entscheiden können, bietet das Gasthaus ein sorgfältig abgestimmtes 3- oder 4-Gang-Menü an, optional mit passender Weinbegleitung. Um stets frische und regionale Produkte anzubieten, ändert sich die saisonale Speisekarte regelmäßig.
Zur Vorspeise
Vorweg bekamen wir ein kleines Holzbrett mit einer Auswahl verschiedener Brote von der Bäckerei Blüm aus Bürstadt, alle mit langer Teigführung gebacken. Die knusprig-braune Kruste hat direkt zum Hineinbeißen eingeladen. Auch innen war das Brot noch wunderbar warm und super-fluffig. Besser geht es nicht. Dazu reichte man uns zwei Kegel mit Butter. Die eine hatte einen leicht nussigen Geschmack, sehr lecker. Die andere war eher würzig-herzhaft, hatte eine fruchtige Note, ein leicht rauchiges Aroma und mit feinen Röstzwiebeln. Zusammen mit dem Aperitif war es der perfekte Einstieg auf das, was uns im Anschluss erwartete.
Als Vorspeise haben wir uns einmal für die Brioche mit Entenrillette & Feige für 6 € und für den Pulpo mit Kaki & Fenchel für 17 € entschieden. Die Brioche war handgebacken und lauwarm, der französische Brotaufstrich von feingehackten Entenkeulen und Entenfett schmeckte fein-würzig und war von der Konsistenz cremig und zart. Als Topping dienten kleine, eingelegte Feigen. Der Pulpo war geschmacklich 1 A, super-zart, wahrscheinlich Sous Vide gegart, mit feinen Aromen und einem milden, nussigen, aber auch leicht süßlichem Geschmack. Umgeben von einem süßen, feingehackten Kakichutney und auf einem roh marinierten Fenchelsalat mit passendem Dressing gebettet. Unserer Meinung nach, war diese Interpretation des Pulpo, sowohl geschmacklich als auch in der Art der Zubereitung, nicht zu toppen.
Zum Hauptgang:
Wir wählten einmal die Kalbsbäckchen mit Sellerieschaum & Rosenkohl für 32 € und den Seeteufel mit Erbsencreme & Champagnernage für 33 €. Das geschmorte Kalbsbäckchen präsentierte sich, wie zu erwarten, butterzart und löste sich mit jedem Bissen leicht auf der Zunge. Das Bäckchen zeigte sich auf einem luftigen Sellerieschaum. Durch die Leichtigkeit des Schaums und seiner nussig, erdigen Süße, kombiniert mit der Würze der klassischen Jus, die das Gericht dezent umrahmte, kam das Kalbsaroma super zur Geltung. Als besondere Ergänzung gibt der Sauermalz-Crunch dem Gericht eine zusätzliche Ebene. Der Sauermalz stammt übrigens vom lokalen Bierbrauer Uli Sander. Der malzige, leicht säuerliche Geschmack und die knusprige Textur bilden einen faszinierenden Kontrast zu den zarten Komponenten und geben dem Gericht eine abgerundete Balance und die gewisse Raffinesse. Nicht zu vergessen, der blanchierte Rosenkohl, der unter den Sellerieschaum und die Kalbsbäckchen gehobelt wurde. Die Kombination dieses Gerichtes wurde von Anfang bis Ende einwandfrei durchdacht. Kommen wir zum Seeteufel, der auch wieder perfekt gebraten war. Er war außen knusprig und hatte tolle Röstaromen, während das Fleisch im Inneren zart und saftig blieb. Ein perfektes Zusammenspiel von Textur und Geschmack. Der Seeteufel wurde bei diesem Gericht auf einem Erbsencreme-Bett serviert. Die Erbsen zeigten sich sowohl süß als auch herzhaft. Zusammen mit dem Seeteufel hat sie wunderbar harmoniert, wie man es sich wünscht. Umgeben war das Gericht von einer weißen, schaumigen Jus, die schätzungsweise aus den Knochen des Teufels gekocht wurde. Die leichte aber intensive Champagnernage, ergänzte den perfekten Saucenspiegel. Die Serrano Schinken-Chips und Holunderkapern dienten nicht nur als Garnitur, sondern rundeten mit den säuerlich-salzigen Noten den Gang meisterhaft ab. Auch bei diesem Gericht waren die Geschmackskomponenten wieder perfekt aufeinander abgestimmt.
Zum Abschluss unseres Menüs überzeugten uns die Desserts. Wir entschieden uns einmal für die Dessertvariation Quitte, Haselnuss & Karamell und für die Variation Marone, Birne & Original Beans Schokolade jeweils für 16 €. Beide Desserts waren sowohl optisch als auch geschmacklich ein Genuss. Die karamellisierte, geschmorte Quitte mit Quitten-Ganache, Quitten-Gel, Haselnuss-Financier, knusprigem HaselnussCrunch und cremigem Haselnuss-Eis bestach durch seine herbstliche Aromenvielfalt. Die Maronen-Komposition vereinte Maronen-Eis, Maronen-Creme und einen intensiven Maronen-Schoko-Fudge aus Original Beans Piura Schokolade, ergänzt durch Birnenkompott und Schokoladenschaum – ein harmonisches Zusammenspiel von Erdigkeit und Frische.
Zur Weinauswahl
Auf der Weinkarte standen fünf offene Weißweine, ein Rosé und ein Rotwein zur Auswahl. Die Flaschenweinkarte umfasst rund 160 Weine von etwa 16 verschiedenen Weingütern aus der Region. Die Weinbegleitung ergänzte das Menü perfekt und zeigte die Finesse regionaler Weine. Zur Vorspeise wurde ein Weißburgunder von Zwaj Weine aus Mölsheim für 7 €/0,2l gereicht, mit Birne, grünem Apfel und sanfter Vanillenote sowie einem mineralischen, langanhaltenden Abgang. Ebenso fruchtig und lebendig war der Spätburgunder Rosé vom VDP-Weingut K.F. Groebe für 7 €/0,2l, dessen Erdbeer-, Himbeer- und Zitrusaromen eine erfrischende Leichtigkeit boten. Zum Hauptgang brillierte ein samtiger Spätburgunder vom Weingut Wick aus Zell für 8 €/0,2l, der hervorragend mit den intensiven Aromen des Kalbsbäckchens harmonierte. Der zum Seeteufel empfohlene Zellertal Chardonnay vom Weingut Schwedhelm für 7 €/0,2l, bestach durch knackige Birnenaromen, leichte Salzigkeit und eine anregende Frische am Gaumen. Den perfekten Abschluss bildete der Muskateller feinherb von Klohr Wines aus Einselthum für 7€/0,2l, dessen feine Aromen von Litschi, Pfirsich und Orangenschale sich wunderbar mit der Fruchtsüße der Desserts verbanden. Insgesamt zeigte sich die Weinbegleitung als sorgfältig inszenierte Ergänzung, die das Genusserlebnis vollendete und jedem Gang eine besondere Note verlieh.
Fazit
Das Gasthaus Kollektur im Zellertal vereint gekonnt traditionelle Wirtshauskultur mit den Raffinessen der gehobenen Küche. Von den Vorspeisen über die perfekt abgestimmten Hauptgänge bis hin zu den kunstvoll präsentierten Desserts zeigt sich eine klare Handschrift, die auf Qualität, Sorgfalt und Innovation setzt. Besonders zu erwähnen, die Sorgfalt und Hingabe des Gastgebers Daniel Hinz, der sich persönlich und äußerst sympathisch um seine Gäste bemüht. In Bezug auf die korrespondierende Weinbegleitung zu den Speisen ist er ein wahrer Experte. An dieser Stelle möchten wir ihm und seinem Team einen großen Dank aussprechen.
Einen Besuch im Gasthaus KOLLEKTUR können wir Ihnen, mit einem sehr guten Gewissen, wärmstens ans Herz legen.
Text: Wonnegauer Magazin