Die 100-jährige Geschichte der Anglervereinigung 1924 e. V. Worms ist geprägt von vielen Höhen und Tiefen.
Neben verheißungsvollen Neuanfängen, Mitgliederhöchstständen und sportlichen Erfolge finden sich in der
Vereinshistorie auch Berichte über Krisenzeiten, die glücklicherweise durch gemeinsame Anstrengungen
erfolgreich gemeistert werden konnten.
Waren es in der Vergangenheit unter anderem die extremen Belastungen durch den Krieg und schwere finanzielle Engpässe, sind es heute die enormen Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Dass sich immer weniger Jugendliche für den Angelsport interessieren, bereitet den Verantwortlichen große Sorgen. Es ist ihnen eine Herzensangelegenheit, ihr umfangreiches Wissen weiterzugeben. Sie möchten sicher stellen, dass auch die nachfolgenden Generationen in der Lage sind, die wichtigen Arbeiten, die die Vereinsmitglieder zum Schutze der Natur leisten, weiterführen können. Horst Dexheimer, der sehr engagierte Jugendwart der AVW1924 freut sich darauf, möglichst viele Kinder und Jugendliche zu einem respektvollen Umgang mit Fauna und Flora anleiten zu dürfen. Bei so viel praxisnaher Beschäftigung rund um das Thema Angeln, ist es bis zum Angelschein nicht mehr weit. Während den gemeinsamen Zeltlagern an den Gewässern dürfen die jungen Petrijünger ihre, unter fachgerechter Anleitung, selbst geangelten Fische und Stockbrot grillen und genießen. Sie bauen Nistkästen und Vogelhöhlen, um die Artenvielfalt der gefiederten Bewohner zu erhalten und zu vermehren. Oder sie gestalten naturbelassene Rückzugsorte für die pelzigen Nachbarn. Was kreucht und fleucht, wird auch nicht vergessen. Sie leben zukünftig in vom Nachwuchs gefertigten Hotels. Wo sonst lebt man derartig nah und im Einklang mit der Natur?
Das gemeinsame Leitmotiv der Petrijünger ist zuallererst die Begeisterung am Angelsport. Enthusiastisch referiert der 1. Vorsitzende, Alexander Petry über die vielfältigen Vereinsaktivitäten, bei denen stets der sorgsame Umgang mit der Natur an oberster Stelle stehen. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die gepachteten Vereinsgewässer in einem ursprünglichen Zustand zu erhalten und für einen artenreichen Fischbestand zu sorgen.
Insgesamt ist die Anglervereinigung für vier Gewässer verantwortlich, die alle durch ihre natürlichen Gegebenheiten, unterschiedliche Herausforderungen mit sich bringen. Das größte und fischreichste Gewässer ist der Eicher See. Von fast 20 Quellen gespeist, bietet das klare Wasser des Eicher Sees Lebensraum für fast alle einheimischen Fische, wie Aal, Barsch, Brassen, Hecht, Schleie, Wels und Zander. Fried- und Raubfischangler kommen hier gleichermaßen auf ihre Kosten. Sorgen bereiten hier ca. 400 Kormorane, die den Fischreichtum des Eicher Sees als stets verfügbare Nahrungsquelle für sich entdeckt haben. Da sie als streng geschützte Art nicht bejagt werden dürfen, setzen die Vereinsmitglieder jeden Herbst unzählige Jungfische zur Anreicherung und Regulierung des Fischbestandes im See aus.
Mitten in einem kleinen Waldgebiet liegt der idyllische Waldsee. Der Baggersee zählt mit einer Größe von ca. 2,5 ha eher zu den kleineren Gewässern, kann aber mit seinem außergewöhnlich großen Karpfenbestand bei den ambitionierten Anglern punkten. Hecht – und Aalangler kommen hier ebenfalls auf ihre Kosten. Das gesamte Areal ist weitgehend naturbelassen und bietet deshalb Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere. Auch hier überwacht der Verein regelmäßig den Fischbestand und die Wasserqualität.
Das wohl längste Gewässer des Vereins ist die Pfrimm. Der Abschnitt von der Autobahnbrücke an A 61 bis zur Mündung in den Rhein ist als Pachtgewässer an die Anglervereinigung 1924 e. V. vergeben. Auch hier übt der Verein das Fischereirecht aus und sorgt dafür, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.
Im Juli 2024 wurde in einer wissenschaftlichen Untersuchung der Fischbestand der Pfrimm ermittelt. Die Elritze ist die
dominierende Fischart. Ihr folgen Döbel, Hasel, Barbe und Aal mit einem Anteil am Fischbestand von ca. 40 Prozent. Gründlinge, Groppen und Bachschmerlen findet man ebenfalls. Leider ist der Bestand an Bachforellen trotz jährlicher Besatzmaßnahmen verschwindend gering. Hier ist der Klimawandel eindeutig angekommen. Die Pfrimm ist aufgrund der gestiegenen Wassertemperatur als Lebensraum für Forellen nicht mehr geeignet.
Die Vereinsanlage mit dem schmucken Klubhaus liegt auf einem ca. 3000 m² großen Grundbesitz in Osthofen direkt hinter dem Sommerriedstation.
Das Herzstück auf der Anlage ist der idyllische, vom glasklaren Grundwasser gespeistem Sommerriedsee. In ihm tummeln sich Karpfen, Schleien, Rotaugen, Brassen, Hechte und Zander. Auf dem naturbelassenen Gelände haben Nutrias, Ringelnattern, Gänse, Enten, Teichhühner, Haubentaucher, Silberreiher eine Heimat gefunden. Zahlreiche Zugvögel rasten auf ihrem Weg in den Süden am Sommerriedsee.
Dessen Wasserqualität ist hervorragend und wird alle zwei Monate getestet. Um einen ausgewogenen Fischbestand zu gewährleisten, wurden Begrenzungsmaßnahme erlassen. Pro Person und Tag dürfen maximal fünf Fische aus dem See entnommen werden. Zusätzlich zur Anreicherung des Bestandes werden alljährlich in der letzten Novemberwoche reichhaltige Besatzungsmaßnahmen durchgeführt.
Angeln ist ausschließlich zur Nahrungsbeschaffung erlaubt. Untermaßige Fische müssen schonend vom Haken entfern und nach einer genauen Überprüfung im Hinblick auf Verletzungen und Krankheiten zurück ins Wasser gesetzt werden. Kranke und verletzte Tiere müssen zwingend entnommen und waidgerecht getötet werden.
Alle geangelten Fische mit Mindestmaß dürfen grundsätzlich nicht zurückgesetzt werden, müssen ebenfalls entnommen und
waidgerecht getötet werden. Das Hobby der Vereinsmitglieder besteht nicht nur aus Angeln, ein großer Teil der Zeit widmen
sie der Hege und Pflege der Natur: Mehr als 1.000 freiwillige Arbeitsstunden pro Jahr werden von den aktiven Petrijüngern
geleistet. Fischen heißt nicht nur Angel raus und Fische fangen, sondern auch im Einklang mit der Natur zu sein.
Text: Anne Michel