Fährt man von Osthofen kommend nach Mettenheim rein, kann man das Weingut Best in der Hauptstraße nicht übersehen. An einem großen Gebäude aus Quadersteinen mit Mansardendach, einem Tor, das von zwei Pfeilern flankiert wird und über dem einen Fensterbogen, Licht in die Halle lässt, steht in weißen Lettern: Weingut Best. Davor bietet ein großzügiger Platz an, zu parken, um den Weinautomaten zu nutzen oder gleich eine Kiste Bestwein zu kaufen.

Dieses Gebäude, die ehemalige Winzergenossenschaft, wurde 1991 gekauft. Davor besaßen die Eltern von Karl-Friedrich Best drei Weinkeller an drei unterschiedlichen Orten in Mettenheim, was mitunter die Kommunikation – so ganz ohne Handy, aber viel mehr noch die Arbeit im Keller erschwerte. „Man hätte sich im Herbst womöglich nie gesehen, wäre man nicht stehen geblieben und hätte darauf gewartet, dass schon einer kommt“, so Viola Best. Hinter dem Genossenschaftsgebäude war ein Garten, der sich anbot, bebaut zu werden. Heute wohnt die ganze Familie Best in der Hauptstraße 48.

Das Weingut entstand aus einem typischen rheinhessischen Familienbetrieb. Die Eltern Karl-Ernst und Hilde Best hatten Landwirtschaft und Weinbau. Bereits Anfang der 1970er Jahre wurden schon Weine in Flaschen gefüllt und verkauft. Der heutige Chef Karl-Friedrich Best festigte mit der Ausbildung zum Winzer und dem Studium zum Weinbautechniker in Weinsberg den Grundstein für das Weingut in seiner heutigen Form. Allerdings gehören sie, wie Karl-Friedrich Best erklärt: „Zu den Exoten, die noch Landwirtschaft dabeihaben.“ Doch der Weinbau rückte stärker in den Fokus. Deshalb zeigte sich relativ schnell nach dem Umzug 1992 in das neue Gebäude, dass die Halle doch zu klein ist. Einer glücklichen Fügung ist es zu verdanken, dass das Nachbargrundstück zum Verkauf stand. Eine Chance, die sich Bests, nicht entgehen lassen konnten. Es wurde eine weitere Halle für das Fertiglager und den Etikettierraum angebaut. Im Hauptgebäude, 1913 gebaut, einige Treppenstufen in die Tiefe, wird es richtig beeindruckend. Man betritt einen fünf Meter tief in der Erde stehenden doppelten Gewölbekeller, der Sommer wie Winter eine optimale Temperatur für die Weinbereitung und Lagerung bietet.

Beim Kauf war der Gewölbekeller voll mit Holzfässern, die zum Großteil auch noch gut waren. Viola Bests Großvater war Holz- und Fassküfer, der alle Fässer kontrollierte. Mittlerweile sind die diversen Holzfässer in die Jahre gekommen. Jene, die noch gut sind und genutzt werden, stehen in der sogenannten Holzabteilung. Dazu gibt es die „Zwergenabteilung“ mit Barriquefässer und dem Tonneau-Fass, dass ihr Sohn Karsten zum Studienabschluss geschenkt bekam. Darauf ist sein Name und das Abschlussjahr gebrannt worden. Daneben steht ein Barriquefass, das mit dem gleichen Jahr gekennzeichnet ist und auf dem ‚Anne‘ steht, da im selben Jahr seine Schwester ihre Ausbildung als Winzerin und ihren Bachelor der ‚Internationalen Weinwirtschaft‘ beendet hat. Ansonsten sind auch hier Edelstahltanks eingezogen, auch, „weil diese das absolut Beste sind, um Weißwein auszubauen“, so Karl-Friedrich Best. Im zweiten Keller des Doppel-Gewölbekellers, gibt es neben Stahltanks auch noch Betontanks. In den 1950er Jahren wurden diese vielfach verbaut. Auch wenn vieles übernommen werden konnte, musste es stetig auf den technisch neusten Stand gebracht werden. Nicht nur die Betontanks wurden runderneuert, auch Leitungen, durch die während der ganzen Gärzeit 8 °C kaltes Wasser fließt, um den Gärprozess zu kontrollieren, Elektrik und Böden wurden erneuert und neu verlegt. „Man muss eben immer was tun“, weiß der Winzer.

Auch in den Weinbergen gibt es Veränderungen. Karsten Best hat mit seinem Einstieg in den Betrieb sein besonderes Augenmerk auf die Bodengesundheit gelegt. Es werden jährlich wechselnde Begrünungspflanzen eingesät, was im Boden zu vielfältigen Effekten führt: keine Auswaschung von Nährstoffen über Winter, Humusaufbau und wenig Erosion bei Starkregen. Die Pflanzen sorgen für eine natürliche Auflockerung des Bodens durch die Wurzeln der Pflanzen und nicht zu vergessen: Durch den Blütenanteil der Begrünung gibt es Nahrung für Insekten und Bienen.

Auch im Betrieb gab es Neuerungen. Dazu gehört, neben dem Schwerpunkt auf den Weinbau zu setzen, die Vermarktung – sicherlich eine der gravierendsten Veränderungen. Mit Übernahme des Betriebs von den Eltern ging Karl-Friedrich Best zunehmend mehr in die Direktvermarkung. „Wir reisen mittlerweile durch 80 % der Republik, liefern bei unseren Kunden aus und machen auch oft Weinabende oder Weinproben vor Ort“, berichtet Best. Hier steht deutlich der persönliche Kontakt   im Vordergrund. Daher hatte der Aufbau des Onlinehandels bisher keine hohe Priorität, aber natürlich sind die Bestweine auch auf einer Onlineplattform zu erwerben. Das Kerngeschäft sind aber die festen Ausliefertouren, über die regelmäßig über verschiedene Wege informiert wird. Ob sich diesbezüglich etwas ändern wird? „Vielleicht macht das die nächste Generation“, denkt Viola Best, mit einem Blick auf ihren Sohn Karsten, laut nach. „Es ist einfach immer ein Wandel drin. Man kann nie sagen: Ein Betrieb ist jetzt so und bleibt auch so. Alles entwickelt sich ja immer weiter.“ Bereits in der Ausbildung wird darauf hingewiesen, dass ein erfolgreicher Winzer auf Flaschenwein für Gastronomie und Handel setzen soll, weiß Karsten Best zu berichten. Wein an Direktkunden, Familien und Einzelpersonen, ist sehr limitiert, da diese nur eine begrenzte Zahl an Wein trinken. Während Corona allerdings, als etwa die Gastronomie keinen Bedarf an Wein hatte, hatten sie keine großen Einbrüche.

Mittlerweile kann man auch spontan zu jeder Tages- und Nachtzeit vorbeikommen, um sich eine Flasche Wein, Secco oder Saft zu holen, da vor dem Hauptgebäude der Weinautomat steht. Daraus ergeben sich zudem zusätzliche Verkäufe, da so manch leckerer Tropfen den Genießer dazu bewegt, sich auch eine Kiste davon zu bestellen. Auf 20 Hektar in Mettenheim, Alsheim und Bechtheim werden typische rheinhessische Rebsorten wie Riesling, Müller-Thurgau oder Dornfelder angebaut. Aber auch die internationalen Sorten Chardonnay und Merlot sind im Angebot zu finden. Relativ neu im Anbau ist der Goldmuskateller, welcher die frühen Rebsorten wie Ortega und Huxelrebe, aus klimatechnischen Veränderungen ersetzen wird. Ebenfalls neu und noch in der Testphase sind „PiWi“s – pilzwiderstandsfähige Reben.

Die komplette Weinliste und weitere Informationen finden Sie unter www.weingutbest.de

Text/Bilder: Sissi Steuerwald