Wonnegauer Magazin - Ausgabe 6

18 Wonnegauer Magazin Persönlich und pro Frau: LaCoeur Secondhand in Mettenheim Lea Keim öffnet ihre Haustür, um Frauen in ihrer Boutique im ersten Stock ihres Privathauses einzuladen. Hier bietet sie Frauen die Möglichkeit ohne Stress und Hektik sich von ihren neuen, gebrauchten Kleidungsstücken finden zu lassen. Für sie ist Secondhand ein Beitrag zu Nachhaltigkeit in unserer Region und, um Frauen glücklich zu machen. Familie und die Boutique sind untrennbar miteinander verbunden. Wie kam es dazu, in Mettenheim sesshaft zu werden und LaCoeur zu gründen? 2012 haben wir dieses Grundstück gekauft. Wir haben damals beide in Worms gearbeitet und ich wollte unbedingt in Rheinhessen bleiben. Ich liebe einfach Rheinhessen! Ich war gerade erst zwanzig, frisch mit dem Studium fertig, als wir auf die Bank gingen und dieses Grundstück sicherten. 2015 haben wir gebaut und 2019 unsere Familie gegründet. Wo jetzt die Boutique ist, war zu Beginn das Schlafzimmer. Ich stand hier und hatte damals schon die Idee von Secondhand. Ich sagte abends zu meinem Mann: „Du, ich habe da eine Idee.“ Er konnte es sich gar nicht so richtig vorstellen. Ich bin ein Kopfmensch und visualisiere mir viel. So, wie wir hier jetzt stehen und wie es aussieht – genauso habe ich mir das auch vorgestellt. Mein Mann ist mittlerweile absolut begeistert und stolz. ImNovember letzten Jahres haben wir LaCoeur Secondhand offiziell eröffnet. Warum eine Secondhand Boutique? Ich finde einfach die Idee, die dahintersteht, super und wollte hier in Rheinhessen so ein cooles Konzept, das verbindet. Denn Secondhand ist ja nicht nur einseitig. Auf der einen Seite habe ich Kunden, von denen ichWare annehme und auf der anderen Seite jene, denen ich diese Ware weiterverkaufe. Das bedeutet, ich lebe in einemNetzwerk von supertollen Frauen, diemir Vertrauen schenken, indem sie mir ihre Schätze anvertrauen. Sie nehmen also die Ware in Kommission? Wie wählen Sie dabei aus? Wir machen einen Warenannahme-Termin aus für maximal zwanzig Teile und das sollten schon gute, qualitative Schätze sein. Es können aber auch Einzelteile sein. Ichmag Termine zur Warenannahme genauso gerne, wie die zumShoppen. Weil beides einfach total schön ist und die Boutique davon lebt. Bedeutet das, dass die Kleidung auch Geschichten mit sich bringen? Ja. Also die schönste Geschichte – da bekomme ich Gänsehaut – war eigentlich, als eine Kundin zu mir kam. Sie hat ein Set mitgebracht und sagte: „Lea, das ist aus Chile.“ Sie war damals von der Kirche aus dort unterwegs und hat dort gestöbert. Sie hat an Chile wunderbare Erinnerung. Und das war für mich eine Ehre, das Set entgegenzunehmen. Die Kleidung war damals schon Secondhand, ist also jetzt Secondsecondhand. (Sie zeigt den Rock und die passenden Schuhe.) So kommt man auch immer ins Gespräch. Es kommt schon aufs Kleidungsstück an. Manchmal ist es eine Marke und die Kundin sagt, sie hat es gekauft und habe es noch nie getragen. Diese nehme ich dann an, und andere freuen sich, wenn sie ein Markenschnäppchen wm nachgefragt I VG Eich Bild: © Sissi Steuerwald machen können. Manche Sachen verkaufe ich wirklich dann aber auch mit Geschichte weiter. Das älteste Kleidungsstück ist von meiner Tante. (Wir gehen ins Nebenzimmer, wo Lea einen Rock hochhält.) Sie ist in den 50ern großgeworden und von da ist noch dieser Rock da. Wie genau läuft das für den interessierten Käufer ab, wenn Termine vereinbart werden müssen? Das Problemwar immer, dass das ja mein Privathaus ist. Ich kann nicht immer Öffnungszeiten anbieten. Das konnte ich nicht mit mir und meiner Familie vereinbaren, dass ich sage, ihr könnt immer vorbeikommen von 10 bis 18 Uhr, zum Beispiel. Weil ich auch die Privatsphäre ein bisschen schützen wollte. Ich wollte es aber auch zugänglich machen. Es sollte natürlich leben, dieses Konzept. Denn es wurde auch immer mehr und mehr gelebt. Und dann habe ich gesagt, ich mache jetzt grundsätzlich Termine. Am Anfang war ich so unsicher und habe mich gefragt:

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