Wonnegauer Magazin - Feb./März 2023

22 Wonnegauer Magazin Rainer E. Rühl – ein Künstler, der mit seinen gebundenen Skulpturen fesselt und berührt Von Beruf ist Rainer E. Rühl Grafikdesigner. Kreativität ist aus seinem Leben nicht wegzudenken. Seit einigen Jahren macht er sich zunehmend einen Namen als Künstler von besonderen Skulpturen. Das Wonnegauer Magazin hat ihn in Alsheim besucht und interviewt. Was schaffen Sie und wo kann man es bewundern? Mich reizt die Kombination von verschiedenen Materialien. Relativ schnell bin ich für mich auf die Kombination gekommen, wo ich mit Textilien, PU-Schaum und Textilhärter Figuren mache, die man angeblich so noch nicht so oft gesehen hat. Ich habe den Anspruch es nicht als Hobby zu machen. Natürlich ist es mehr, aber es ist noch nichts, wovon ich alleine leben kann. Ich lebe vom Grafikdesign, Illustrationen und Buchgestaltung. Ich bin ganz glücklich, dass ich eine Galerie in Osnabrück gefunden habe, die kleinere Arbeiten von mir verkauft. Diese ist nicht groß. Sie setzen aber auf Vielfalt und nehmen daher lieber Arbeiten von maximal 60 cm bis 1 m. Was aber Spaß macht, sind die großen Sachen. Mein letztes habe ich gerade heute ausgemessen, da ich ab 17. März bis 10. April eine Ausstellung im Eisenturm in Mainz haben darf, zusammen mit zwei anderen Künstlern. Die größte Arbeit ist jetzt 1,90 m hoch. Seit einigen Jahren bin ich auch bei den Ausstellungen des Bürstädter Künstler Vereins dabei. Vom ersten bis zum dritten Preis war alles drin – im Bereich Skulptur. Das ist auch eine Anerkennung, da es nicht die Vereinsmitglieder sind, die das prämieren, sondern eine externe Jury von Sachverständigen. Warum Skulpturen? Eigentlich komme ich beruflich von den Zeichnungen. Skulptur hat irgendwann geklickt, als ein Freund bei uns im Garten für mich und andere Freunde einen Workshop angeboten hat. Damals haben wir alle kräftig auf Sandstein herumgekloppt. Das Dreidimensionale hat plötzlich so einen Spaß gemacht. Allerdings habe ich schnell festgestellt, dass die Steinbearbeitung langwierig ist und ich dafür zu ungeduldig bin. Daher ist alles, was mit Modelliermassen und Ton zu tun hat und ich schneller zum Ziel komme, spannender. Nach einem Workshop in 2017 bei der Bildhauerin Sieglinde Gros in Michelstadt, wo ich zum Thema Holz einiges gelernt habe, sind auch einige Sachen mit wm nachgefragt I VG Eich Bild: © Achim Bartmann Holz entstanden. Manche sind Bestandteile von Skulpturen, die jetzt eine Rolle spielen. Andere Teile sind für mich selbst, um zu sehen: Bin ich in der Lage, Figuren aus Holz zu schlagen? Bei der Riesenskulptur ist der Sockel aus Holz, aus dem fünf Figuren rausgehauen sind. Darauf thront dann eine in Mixed-Media-Technik. So in der Form könnte ich mir weiterhin vorstellen, mit Holz zu arbeiten. Das macht auf jeden Fall Spaß. Das Dreidimensionale ist extrem spannend. Ihre Figuren werden, wer Sie kennt, Ihnen direkt zugeordnet. Wie haben Sie es geschafft, einen eigenen, wiedererkennbaren Stil zu entwickeln? Das ging relativ schnell. Ich habe angefangen, mit Schnüren und Kordeln zu arbeiten und Figuren um- und eingewickelt. Allerdings nicht als Fesseln, sondern ich habe mir Gedanken gemacht über Bindungen. Wir sind ja alle gebunden, und diese Bindungen, die wir haben, an andere Menschen, Verwandte und Freunde, fesseln uns ja (hoffentlich) nicht. Wir sind trotzdem alle noch beweglich und so sind auch meine Figuren gebunden, aber nicht gefesselt. Zudem sehen die Bindungen auch fast schon ein wenig aus, wie Adern. Sie sind auch letztendlich unsere Lebensadern. Wenn wir keine Bindung an niemanden hätten, dann wären wir auch nicht lebensfähig. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Das bedeutet, dass jedes Ihrer Kunstwerke ein Thema hat, über das der Betrachter nachdenken soll? Auf jeden Fall. Es ist immer zuerst die Idee da. Ich mache nichts nach dem Motto stehender Mann oder stehende Frau. Das Hauptthema ist der Mensch. Wenn ich Mann und Frau machen würde, würde man sich sofort fragen: Warum ist das jetzt eine Frau? Warum ist das hier ein Mann? Es gibt zum Beispiel eine Arbeit von mir, wo zwei Figuren in einem Boot sitzen und Bild: © Rühl

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