Wonnegauer Magazin - Nr. 8

Wonnegauer Magazin 23 seinen Weg findet. Nach Heidelberg zu gehen, war dann der größte Schritt für mich. Das war drei Jahre später und ich glaube das Beste, was mir passieren konnte. Hier habe ich einen Schnitt zu meinem vorherigen Leben gemacht und konnte neu anfangen. Hatten Sie Angst wieder auf ein Pferd zu steigen? Erstmal nicht. Der Unfall passierte, weil ich falsch reagiert hatte. Ich hatte damals ein junges Pferd. Einen Vertrauensverlust hatte ich also nie und bin ohne Probleme wieder aufs Pferd gestiegen. Danach merkte ich aber schon, dass ich nicht so wirklich weiterkomme, denn ich konnte mich nicht so richtig durchsetzen. Das Pferdmerkt das dann natürlich auch. Die Komplikationmit diesem Pferd erledigte sich leider ein Jahr später, als er eingeschläfert wurde. Bei anderen Pferden, die ich geritten bin, hatte ich danach eigentlich auch nie Angst. Die Angst hat mich erst eine ganze Weile später beschlichen. 1999müsste das gewesen sein. Damals hatte ich ein junges Pferd, von dem ich ein paar Mal richtig blöd runtergefallen bin. Da habe ich das erste Mal mit dieser Angst zu tun gehabt, die mich auch jetzt ab und an noch beschäftigt. Ich bekomme schon mal Panik, wenn ich das Gefühl habe, dass eine Situation kommt, die ich nicht kontrollieren kann. Und wie kann man sich das Reiten mit Handicap vorstellen? Eigentlich genauso wie das Reiten ohne Handicap. Letztendlich wird das Pferd beurteilt und muss so gehen wie man es möchte. Es muss vor allem losgelassen gehen. Von meiner Frau und auch Trainerin habe ich da viel mitbekommen. Sie hat mir zum ersten Mal gesagt, dass man nicht so viel machen muss und locker bleiben soll. Dadurch habe ich erstmal gemerkt, dass ich doch viel mehr Einwirkung habe, als ich eigentlich dachte. Es gibt eben auch Pferde, die das einfach annehmen. Genauso wie es Pferde gibt, die auch eine stärkere Einwirkung nicht annehmen. Es ist notwendig, dass man ein sensibles Pferd hat. Dann funktioniert eine ganze Menge mehr. Das Reiten mit Handicap ist somit eigentlich nicht viel anders. Ich denke immer, beim Reiten hat jeder ein Handicap. Einer macht immer den Kopf runter, der andere hängt immer zur Seite, … Und damit muss sich jeder auseinandersetzen. Ich hatte auch schon Maschen, bei denen ich gedacht habe: „Das kann ich nicht.“ Dorte sagt dann immer: „Ja und? Kannst du dir dafür was kaufen? Du willst doch da hin, also durch da!“ Ich glaube das ist genau der richtige Weg. Was hat Sie Ihrer Meinung nach so erfolgreich gemacht? Ich denke eine gewisse Grunderfahrung. Bestimmt auch ein bisschen Talent. Anfangs hatte ich schon einiges an Erfolgen. Die waren, glaube ich, auch dem geschuldet, dass der Parasport damals erst im Anfang und Aufbau war. Ein Riesenglück hatte ich, als ich meine Wunderstute „Women of the World“ und ein Jahr später Dorte gefunden habe. Dieses Dreiergespann hat, glaube ich, die unglaublichen Erfolge in dieser Dichte – also jedes Jahr immer die gleichen Erfolge – eingebracht. Das war schon Irre! Das hätte ich sonst wahrscheinlich nicht gehabt. Was sind Ihre aktuellen Ziele? Sind die Paralympics 2024 in Paris schon in Aussicht? Das wäre schön, aber der Sport hat sich sehr weiter entwickelt. Das ist einfach so. Ich habe schon lange ein ganz tolles Pferd. Es hat auch eine Weile gedauert, bis wir dahin gekommen sind, wo wir jetzt stehen. Die Paralympics sind schon das Ziel, aber es wird verdammt schwierig. Die Pferde sind inzwischen unbezahlbar und dementsprechend gut geworden. Auch die anderen Länder ha-

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