Wonnegauer Magazin - Nr. 8

22 Wonnegauer Magazin Ihre Liebe zum Pferd haben Sie schon früh entdeckt. Was macht das Reiten und die Arbeit mit Pferden so besonders? Ja, als Kind hat mich das schon fasziniert! Dieser erste Eindruck: Die Harmonie zwischen Pferd und Reiter. Wenn jemand übers Feld galoppierte, dachte ich „Wahnsinn!“. Das hat mich so gefesselt! Es hat lange gedauert, bis ich zum ersten Mal selbst reiten durfte. Aber dann war ich vollkommen fasziniert. Ich glaube das ist ein Gen, das man hat, oder nicht hat. Und ich habe es. Auch nach meinemUnfall habe ich versucht, wieder zu reiten. Das ging nicht so, wie ich wollte, weil mein Körper einfach anders war. Natürlich war ich dann frustriert. Aber ich bin immer dabeigeblieben und saß zumindest einmal in der Woche auf dem Pferd einer Freundin. Aufhören konnte ich nie wirklich. Als ich von Lüneburg nach Heidelberg gezogen bin, habe ich mich direkt auf die Suche nach einem Reitstall gemacht. Seitdem bin ich wieder voll am Reiten und 1998 wieder in den Sport gegangen. Mit 23 Jahren stürzten Sie bei einer Vielseitigkeitsprüfung schwer vom Pferd, sodass ein Lendenwirbel brach und Sie seitdem inkomplett querschnittsgelähmt sind. Das heißt, nur ein Teil der Nerven im Rückenmark wurde zerstört und Sie können noch mit Hilfe von Stöcken und Schienen bzw. Spezialschuhen laufen. Wie hat sich Ihr Leben danach verändert? Was ist Ihnen damals durch den Kopf gegangen? Es ist schwierig zu sagen. In demMoment weißman gar nicht, was vor einem liegt oder was passiert ist. Mit Querschnittlähmung hat man sich eigentlich nie befasst. Ich kannte niemanden in der Familie oder im Freundeskreis. Insofern ist es ganz gut, dass man immer nur scheibchenweise mitbekommt, was das bedeutet. Ich glaube, wenn man von vorneherein das ganze Paket weiß, dann ist man schon mal fertig. Das war es in dem Maße bei mir zum Glück nicht. Die erstenWochen oder Monate waren wirklich schlimm. Man liegt nur, wird gedreht und kann gar nichts machen. Aber sobald ich in den Rollstuhl kam und selbst herumfahren konnte, wurde es besser. Ich habe eine tolle Clique kennengelernt. Das war dann eine völlig andere Geschichte. Wir haben zusammen gefrühstückt und uns immer wieder getroffen. Da merkte ich schon, dass nicht alles vorbei ist. Auch wenn man Rollen statt Füßen hat, ist das Leben lebenswert und man kann noch ganz viel machen! Das war schon der erste Schritt. Zuhause kamen dann neue Schwierigkeiten, die einen schon nochmal frustrieren. Aber auch das geht, wenn man „Behindert ist nur der, der sich selbst behindert“ Erfolgreich im Dressurreiten mit Handicap und bis zu den Paralympics, bei denen sie seit 2000 Medaillen nachhause bringt, schaffte es Hannelore „Hanne“ Brenner. Wir durften die Reiterin im schönenWachenheim imZellertal besuchen, wo sie mittlerweile mit ihrer Frau Dorte Christensen, die gleichzeitig auch ihre Beraterin und Trainerin ist, ihren Hunden und Pferden lebt. Hanne Brenner erzählt uns bei einem Besuch mehr über sich, ihre Erfolge und ihren Verein: die „Kleinen Glücksritter“. wm nachgefragt I VG Monsheim Bilder: © Silke Rottermann, Uta Helkenberg

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