Wonnegauer Magazin - Okt./Nov. 2022

14 Wonnegauer Magazin Bilder: © Sissi Steuerwald Direkt in der Hauptstraße in Eich findet sich das Weingut H. L. Menger. Schon am Tor selbst erfährt der Besucher, dass hier geheiratet werden kann. Die Kreuzgewölbe-Probierstube wird in erster Linie für Weinproben genutzt, aber eben auch als Standesamt. Das besondere Ambiente bietet hierfür die romantische Atmosphäre des Kreuzgratgewölbe, das auf Säulen thront. Kaum zu glauben, dass diese Gebäude früher Kuhställe waren, weshalb sie landläufig auch als „Kuhkapellen“ bezeichnet werden. H. L. Menger – Traditionsweinbau bereits in der 13. Generation in Eich Geschichte findet sich nicht nur in diesem Gebäude, sondern ist eine Säule der Winzerfamilie. Bis ins 17. Jahrhundert reichen die Wurzeln und damit die Erfahrungen zurück. Durch die Heirat von Horst Menger und Dagmar Rückrich (heute Rückrich-Menger) verbanden sich zwei traditionsreiche Familien, derenWeinberge in Alsheim, Bechtheim, Bornheim, Flonheim, Mettenheim und Westhofen liegen. Grundlegend ist hier der naturnahe Weinbau. Organische Düngung, wie auch Blühstreifen für den Erhalt der Artenvielfalt von Flora und Fauna, ist den Winzern wichtig. Wie wichtig Geschichte und Traditionen sind, entdeckt man auch beim Studieren der Weinliste. So bietet das Weingut die seltene Sorte „Malvasier“ an. In Deutschland war er vor dem 30-jährigen Krieg sehr verbreitet und wich danach zunehmend moderneren Sorten. Mittlerweile ist diese Rebsorte Dagmar Rückrich-Mengers Passion. Sie ist nicht nur seit Anfang der 80er Jahre im Bundessortenregister als einzige Erhaltungszüchterin in Deutschland für diese Rebsorte eingetragen, sondern hat über seine literarische Bedeutung recherchiert. Neben Shakespeare, fand sie vor allem bei Martin Luther immer wieder Verweise zumMalvasier. Eine Besonderheit ist ebenfalls die historische Rebsorte „Muscat d’Eisenstadt“. Einemglücklichen Zufall ist es zu verdanken, dass diese Rebsorte entdeckt wurde. Vor einiger Zeit gab es ein Projekt auf der Suche nach altem rebgenetischen Material bei dem alte Hausstöcke untersucht wurden, welche Sorten sich dahinter verbergen. Hierfür gab Dagmar Rückrich-Menger von einem über hundertjährigen Weinstock, der in ihrem Elternhaus steht, einer Freundin, die in diesem Projekt eingebunden war, Proben mit. Es war eine kleine Sensation, dass hierbei herausgefunden wurde, dass dies ein „Muscat d’Eisenstadt“ ist, denn diese Sorte galt seit den 50er Jahren als ausgestorben. „Das Julius Kühn-Institut wollte für denMuttergarten Reben haben. Als imHerbst die Ruten geschnitten wurden, gaben wir alles zum Veredler“, erzählt die Winzerin. Aufgrund des Alters erwarteten sie keine große Ausbeute, doch auch hier wurde sie positiv überrascht. Da gerade einWeinberg angelegt werden sollte, wurde in diesen die verloren geglaubte Rebsorte dazwischen gepflanzt. Wie dieWinzer selbst sagen, ist der „Muscat d’Eisenstadt“ weniger elegant, dafür aber eigenwilliger als moderne Muskateller-Weine. Der Erhalt alter Weinsorten ist der Winzerfamilie wichtig und zeichnet sie aus. Tradition, die Wichtigkeit der Familie und das Herzblut zeigen auch „Die Mengerin“ – zwei Barrique-Weißweine – und „Der Rittmeister“ – zwei Weißweine in Selektionslinie. Diese Weine sind den Großeltern Mengers gewidmet und tragen auch auf den Etiketten Schwarzweiß-Studio-Fotografien der beiden. Beide sind neue Wege gegangen und haben für ihre Leistungen ein Winzer des Monats I VG Eich

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