34 Wonnegauer Magazin Rebschule Martin in Gundheim und das Projekt „Historische Rebsorten“ Bekannte Rebsorten, die jeder kennt und unbekannte Weine, die unsere Vorfahren getrunken haben Die größte Rebschule in Rheinhessen sitzt bei uns im schönen Wonnegau. Genauer zwischen Abenheim und Gundheim. Neben den klassischen, bekannten Rebsorten hat Ulrich Martin außerdem ganz besondere Schätze im Angebot. Da der südliche Wonnegau bekannt ist für seine hohe Fruchtbarkeit, ist er ein idealer Standort für eine Rebschule. Nicht nur Winzer gehören zu den Kunden der Rebschule Martin, auch Gartencenter und Baumschulen bekommen spezielle Rebsorten, die man perfekt in den Garten zum Naschen der Trauben pflanzen kann. Die meisten Kunden von Ulrich Martin sind jedoch die Winzer aus der Region, die die Nähe zu schätzen wissen und auf die Expertise des Fachmanns bauen. Neben den traditionellen Rebsorten wie dem Riesling, Neuzüchtungen wie der Huxelrebe, internationalen Sorten wie dem Sauvignon Blanc oder den neuen Pilzwiderständigen (PiWi) Sorten – die man jedoch Alle in jeder gewöhnlichen Rebschule kaufen kann – hat Ulrich Martin noch ein weiteres ganz besonderes Angebot, das er als Leidenschaft neben seinem Hauptgeschäft betreibt: die historischen Rebsorten. Vor 20 Jahren hätte man noch nicht gewusst, dass es sie noch gibt und auch für die meisten Weinkenner sind die Namen unbekannt. Dabei sind diese besonderen Sorten ein Spiegel unserer Vergangenheit. Gut 350 vergessene Rebsorten wurden bei einer staatlich finanzierten Suche zwischen 2007 und 2010 in ganz Deutschland wiederentdeckt. Mit jahrzehntelanger Vorarbeit begann Andreas Jung, Geobotaniker, Völkerkundler und Ampelograph, mit dem Forschungsprojekt, seltene, historische Rebsorten wiederzuentdecken. Dabei brauchte der Wissenschaftler die Hilfe von Rebschulen, damit die wertvollen Schätze vermehrt werden können. Die Vermehrung bei einer Rebschule geschieht dabei nicht generativ, also mittels geschlechtlicher Fortpflanzung, sondern vegetativ. Das heißt, dass ein einzelner Rebstock ausreicht, um die Sorte zu vermehren und wieder kultivieren zu können. So fand Ulrich Martin mit seiner Rebschule in Gundheim seinen Weg zu Andreas Jung und die beiden Rebenliebhaber wurden Partner im Projekt „Historische Rebsorten“. Mit den historischen Rebsorten werden die Vorfahren und Verwandten, der uns heute bekannten Weine wiederentdeckt und erforscht. Manche 5.000, andere 8.000 Jahre alt. Sie erlauben einen ersten neugierigen Blick in eine alte, noch unbekannte Weinwelt. Die Weine belgleiten die Menschen bereits, seit sie sesshaft geworden sind und wurden Teil unserer Kultur und Religion. Es stellt sich die Frage, was die historischen Weine so besonders macht, dass sie von unseren Vorfahren jahrtausendelang kultiviert wurden. Mit dem Fundus an historischen Rebsorten steht eine neue Geschmacksvielfalt und genetische Breite zur Verfügung. „Das ist auch züchterisch extrem spannend“, weiß Ulrich Martin, denn nach den Weltkriegen gab es in Deutschland nur noch einen geringen genetischen Pool und wenige Rebsorten. „Jetzt gibt es ganz neue Möglichkeiten für die Züchtung.“ Die alten Rebsorten bieten nicht nur mehr Wissen über den Wein und die Kultur, sondern auch Biodiversität, Vielfalt, verschiedene Geschmacksrichtungen, die Sicherung des Fortbestandes des Weinbaus und eiAus der Geschäftswelt Anzeige
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