Wonnegauer Magazin - Ausgabe 3 - Feb./März 2022

20 Wonnegauer Magazin VomMan- und Pettrailing, Bachblüten & Co. Die Mettenheimer Hundeschule Hundstage NadineMauritz hat den Bürostuhl gegen die Hundeleine getauscht: In einem früheren Leben war sie Bürokauffrau, doch mittlerweile führt sie eine erfolgreiche Hundeschule mit diversen Dienstleistungen. Was Man- und Pettrailing überhaupt ist, an welchen polizeilichen Einsätzen ihre Hunde schon beteiligt waren und wie sie traumatisierten Hunden mit Bachblüten hilft, erzählte uns Nadine Mauritz imwm nachgefragt-Interview. Frau Mauritz, Sie waren früher mal Bürokauffrau. Im Gegensatz zu einem Bürojob ist die Hundeschule ja doch etwas ganz anderes. Wie kam es denn dazu? Genau. Ich bin ausgebildete Fremdsprachensekretärin und Kauffrau für Bürokommunikation. Ich habe sehr viele Jahre im Büro gearbeitet und hatte während einer kurzzeitigen Arbeitslosigkeit eine Stelle in einemTierheim, wo ich viel mit Hunden zu tun hatte. Danach habe ich ein Fernstudium zur Tiertherapeutin begonnen undmein staatliches Diplomgemacht. Zuletzt war ich dann noch Chefsekretärin in einem großen Chemieunternehmen. Weil die Verhältnisse zu Vorgesetzten für mich persönlich schrecklich gewesen sind, habe ich irgendwann beschlossen und gemerkt, dass das einfach nicht mein Leben ist. Viele haben es nicht verstanden, dass ich kündigen wollte. Aber ich war einfach nicht mehr glücklich. Der einzige, der mich in der Entscheidungwirklich unterstützt hat, war meinMann. Zunächst habe ich dann als freie Trainerin in einer anderen Hundeschule gearbeitet und den großen Trainerschein zum staatlich zertifizierten Hundetrainer gemacht. Ja und irgendwann habe ich den Schritt dann gewagt undmichmit einer eigenen Hundeschule selbstständig gemacht. Das war die beste Entscheidung meines Lebens! Wow, eine spannende Karriere! Und jetzt führen Sie seitdem die Hundeschule, unter anderemmit einer besonderen Ausbildung im Angebot? Ja, seit sieben Jahren führe ich nun die eigene Hundeschule und bilde vornehmlich Familienhunde aus. Das heißt Hunde, die für den Alltag mit ihrer Familie gewappnet sein sollen – vor allem, wenn es auch Kinder in der Familie gibt. Vor rund fünf Jahren habe ich dann mit Man- und Pettrailing begonnen und biete seitdem diese Ausbildung für Hunde an. Für alle, die sich darunter nichts vorstellen können. Was ist Man- und Pettrailing genau? Als Mantrailing bezeichnet man die Personensuche mit Hund. Man kennt es vor allem von der Polizei. Wenn da eine Person als vermisst gemeldet wird, wird von der Polizei eine Hundestaffel losgeschickt, die die Spur der vermissten Person aufnimmt und nach ihr sucht. Wenn alles gut läuft, können die Hunde die Ermittler bis zum Tatort bzw. bis zur vermissten Person führen. Beim Pettrailing ist es dasselbe Prinzip. Da geht es dann darum, statt einer Person, ein Tier zu suchen. Und wie läuft so ein Man- und Pettrailing-Training ab? Wir trainieren immer an verschiedenen Orten: mal Indoor, zum Beispiel im Hornbach, und mal Outdoor, also entweder in ländlicher oder städtischer Umgebung. Die Hunde bekommen vor wm nachgefragt Bilder: © Privat Ort dann ein Kleidungsstück von einer „vermissten“ Person, um daran zu schnüffeln. Diese „vermisste Person“ ist jemand, der sich einfach freiwillig dazu bereit erklärt, sich am Trainingsort zu verstecken. Von ihr nehmen wir dann ein getragenes T-Shirt, eine Socke, ein von der Person angefasstes Taschentuch oder ähnliches, packen es in eine Tüte und halten es den Hunden dann unter die Nase zum Schnüffeln. Die riechen daran, nehmen so den Individualgeruch des Menschen auf und suchen dann nach der Person. Die Spur, die der Hund dann verfolgt, sind quasi die Hautschuppen der jeweiligen Person, die sie auf demWeg verliert. Das klappt so gut, weil wir Menschen pro Sekunde jede Menge davon verlieren. Wenn ein Hund die Person dann gefunden hat, zeigt er uns sozusagen an, dass es sich dabei umden „Vermissten“ handelt. Der Hund, der das als Erster schafft, bekommt zur Belohnung immer einen tollen Snack. So etwas wie Fleischwurst, Leberkäs oder ein Frischkäse-Leberwurst-Mix. Einige wenige bekommen auch mal ein Spielzeug. Wenn das Pettrailing trainiert wird, bekommen die Hunde statt eines Kleidungsstücks ausgebürstetes Fell, ein getragenes Halsband oder ähnliches. ImTraining versteckt sich das Tier, fast immer ein anderer Hund, aber natürlich nicht allein, sondern wird von einer Person mitgenommen. Und dann suchen die Hunde eben nach der Spur des anderen Hundes. Kann denn jeder Hund zumMan- und Pettrailer ausgebildet werden? Oder gibt es irgendwelche Voraussetzungen? Also die einzige Grundvoraussetzung, die der Hund mitbringen sollte, ist ein gewisser Arbeitswille. Wenn der Hund lieber auf der Couch liegt und froh ist, wenn er die zehn Minuten Gassigehen hinter sich gebracht hat, ist das natürlich schwierig. Das ist dann wirklich harte Arbeit, wenn es sich um einen schwer zu Nadine Mauritz (links) begleitet die Teilnehmende beimMantrailen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjUzMzQ=