Wonnegauer Magazin - Ausgabe 1 - Oktober/November 2021
18 Wonnegauer Magazin Sozialgarage Osthofen „Das ist manchmal schon fast wie an Weihnachten“ Wir treffen Frau Christine Gölz und einige der Lebensmittelretter, ummehr über das Projekt der Sozialgarage in Osthofen zu erfahren. Angefangen hat es in ihrer privaten Garage. Mittlerweile ist das Projekt in einen kleinen Raum am Osthofener Festplatz gezogen, von dem aus die geretteten Lebensmittel an jedem Werk- tag um 20.15 Uhr verteilt werden. Frau Gölz, wie ist die Idee, Lebensmittel zu retten, entstanden? Eigentlich habe ich schon von klein auf immer versucht Lebens- mittel zu retten oder auch Sperrmüll gesammelt. Vor einigen Jahren hat mir ein Mann dann im Gegenzug für den Basketball- korb, den ich verschenkt habe, ein gerettetes Brot mitgebracht. Davor hatte ich bei foodsharing auch schon gesehen, wie viel an Lebensmitteln zu retten ist. Daraufhin habe ich mir irgend- wann gedacht, dass ich das hier in Osthofen auch umsetzen möchte! So ist das Projekt der Sozialgarage dann imMärz 2018 entstanden. Als Gründerin des Projekts, was für eine Rolle nehmen Sie mittlerweile ein? Dieselbe Rolle, wie alle anderen Lebensmittelretter auch. Wir sind ein Team und eigentlich alle gleichgestellt. Ich habe die Sozialgarage zwar gegründet, aber wenn die Menschen auf mich zukommen und sagen: „Christine, du bist doch die Chefin des Projekts …“, dann antworte ich direkt, dass ich nicht diese Position habe, denn wir sind eine Gruppe und da hat jeder was zu sagen. Oft bin ich dann zwar trotzdem die erste Anlaufstelle und Verantwortliche, aber bei uns sind alle gleichgestellt. Nur als Team bekommen wir das hin. Wo Sie schon beim Team sind – wie sieht das denn aus? Unser Team besteht aus über 20 Rettenden und denjenigen, die sich darum kümmern, die Lebensmittel dann im Häuschen aus- zugeben. Es kommen auch immer wieder neue dazu. wm nachgefragt Wie läuft das Ganze denn dann ab, wenn Sie Lebensmittel retten? Jeder aus dem Team hat einen oder mehrere bestimmte Tage in der Woche, an dem er oder sie Lebensmittel rettet. Ich fahre beispielsweise montags. Das Retten der Lebensmittel läuft dann so ab, dass man abends mit dem Auto an den jeweiligen Super- markt fährt und die Ware abholt. Da hat auch jeder Supermarkt eine andere Zeit vorgegeben. Weil in Worms und Westhofen eigenständig gerettet werden wollte, haben wir mittlerweile sechs Märkte, die wir anfahren. Anja, eine der Lebensmittelretterinnen im Team, ist in der Zwischen- zeit an der Sozialgarage mit geretteter Ware angekommen. Von Ihr möchten wir genauer wissen, wie die Abholung am Markt abläuft. Wir kommen amMarkt an und sagen Bescheid, dass die Sozial- garage aus Osthofen da ist. Daraufhin fahren Mitarbeiter einen Wagen voller Lebensmittel raus. Das ist manchmal schon fast wie an Weihnachten. Obst, Gemüse und auch Brot ist so gut wie immer dabei, aber auch noch wirklich viele andere Dinge, die oftmals nicht mal abgelaufen sind. Wir bekommen normalerweise immer mindestens drei Kisten voll. Es gibt aber auch mal Tage, da sind es über 20. Die meisten Dinge sind wirk- lich noch absolut genießbar, wo man sich echt oft fragt, warum das jetzt eigentlich weggeschmissen wird. Wie zum Beispiel hier die Tomatensuppe aus der Dose. Die läuft erst 2022 ab. Trotzdem gehen wir noch am Markt immer die Kisten durch und sortieren alles, weil natürlich auch mal eine aufgerissene Tomate dabei sein kann oder ähnliches. Das dürfen wir dann Ein Teil des Sozialgaragen-Teams, das sich um das Retten und Verteilen der Lebensmittel kümmert. Bilder: ©Wonnegauer Magazin
RkJQdWJsaXNoZXIy MjUzMzQ=